Zentralbl Chir 2010; 135(4): 312-317
DOI: 10.1055/s-0030-1247471
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Karzinome des rechten und linken Kolons – verschiedene Tumorentitäten?

Right- and Left-Sided Colonic Cancer – Different Tumour Entities?F. Benedix1 , [] , F. Meyer1 , [] , R. Kube2 , I. Gastinger2 , H. Lippert1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Klinik für Allgemein, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • 2Carl-Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH, Chirurgische Klinik, Cottbus, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. August 2010 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Das kolorektale Karzinom (CRC) zählt weltweit zu einer der häufigsten Krebserkrankungen. In den letzten Jahren haben verschiedene Studien zahlreiche Unterschiede zwischen Karzinomen des rechten und linken Kolons nachweisen können. Daher wurde die Hypothese entwickelt, dass es sich bei rechts- bzw. linksseitigen Kolonkarzinomen möglicherweise um zwei verschiedene Tumorentitäten handelt. Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit ist eine detaillierte Analyse der bisher gefundenen Unterschiede zwischen Karzinomen des rechten und linken Kolons sowie deren Konsequenzen für den klinischen Alltag. Methode: Basierend auf einer systematischen PubMed-Recherche einschließlich eigener Untersuchungsergebnisse erfolgte die Analyse sämtlicher epidemiologischer, klinischer, histologischer und molekularbiologischer Unterschiede. Ergebnisse: Rechtsseitige Kolonkarzinome finden sich signifikant häufiger bei Frauen, im höheren Alter sowie in Regionen mit einer niedrigeren CRC-Inzidenz. Des Weiteren zeigt sich in großen epidemiologischen Studien eine Verschiebung der Karzinominzidenz innerhalb des Kolons von links nach rechts. Histologisch imponieren rechtsseitige Kolonkarzinome häufiger als lokal fortgeschrittene, nodal positive Tumoren mit einem schlechteren Differenzierungsgrad, einem höheren Anteil muzinöser Karzinome und einem unterschiedlichen Metastasierungsverhalten. Für Patienten mit rechtsseitigen Tumoren ergibt sich ein signifikanter Überlebensnachteil. Zahlreiche genetische Unterschiede scheinen verantwortlich für verschiedene Formen der Karzinogenese zu sein, welche schließlich zur Entwicklung von Tumoren mit differentem biologischen Verhalten führen. Schlussfolgerung: Für den klinischen Alltag ergeben sich Konsequenzen sowohl für die Karzinomprävention und Diagnostik als auch für die Behandlung von Patienten mit Kolonkarzinomen. Zum Einen ist eine komplette Koloskopie bei bestimmten Risikogruppen für das Auftreten von rechtsseitigen Karzinomen im Rahmen der Vorsorge und vor allem bei tumorsuspekten Symptomen zu fordern. Zum Anderen sollte in Zukunft die Tumorlokalisation im Kolon bei genetischen, klinischen und Medikamenten-Studien berücksichtigt werden. Sollte sich auch in Zukunft die Hypothese zweier verschiedener Tumorentitäten weiter verfestigen, wäre eine differenziertere Therapie unter Berücksichtigung der Karzinomlokalisation wünschenswert. 

Abstract

Purpose: Colorectal cancer is one of the most common malignancies in the Western world. In the past two decades, a growing amount of data has been reported suggesting that carcinomas of the right and left colon should be considered as different tumour entities. The aim of this review is to present a detailed analysis of the current knowledge regarding differences between right- and left-sided colon cancer and potential consequences for daily practice. Methods: For this report all articles with relevant information on differences between right- and left-sided colon carcinoma found via Pubmed searches were analysed. Furthermore, findings of a previous study performed by our group were included. Results: Patients with right-sided colon cancer are significantly older, predominantly women, with a higher rate of comorbidities. Most of the large epidemiological studies reported a continued rightward shift of colorectal cancer. Histopathologically, carcinoma of the right colon show a higher percentage of poorly differentiated, locally advanced tumours with a higher rate of mucinous carcinoma and different pattern of metastatic spread. Survival is significantly worse in patients with right-sided carcinomas. There are numerous genetic differences which account for the distinct carcinogenesis and biological behaviour. Conclusions: The numerous findings regarding differences between right- and left-sided colon cancers should have an impact on colon cancer screening and therapy. Firstly, there are defined risk groups which should receive complete colonoscopy, particularly if they present with symptoms suspicious for colon carcinoma. Furthermore, location of the colon cancer should be considered before group stratification into genetic, clinical and especially chemotherapy trials. A more tailored approach to colon cancer treatment would be highly desirable if future trials further support the hypothesis of two distinct tumour entities. 

Literatur

1 gleichberechtigte Autoren

Dr. Frank Benedix

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