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DOI: 10.1055/s-0030-1248947
Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation (DGNR) und der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und klinische Neurorehabilitation (DGNKN)
Publication History
Publication Date:
24 February 2010 (online)
Im Langenbeck-Virchow-Haus der Berliner Charité fand vom 3. bis 5. Dezember 2009 die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation (DGNR) und der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und klinische Neurorehabilitation (DGNKN) statt. Es ist die größte deutschlandweite Tagung zum Thema Neurorehabilitation, zu der mehr als 630 Teilnehmer anreisten. Wichtigste Berufsgruppen waren Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten sowie Ärzte. Insgesamt boten die Veranstalter etwa 100 Poster, zahlreiche Vorträge und Workshops an. Beim restlos ausgebuchten Kongress gab es viele Gelegenheiten für wissenschaftlichen und fachlich-praktischen Austausch. Die große Industrieausstellung auf mehreren Ebenen und die live übertragenen elektronischen Postersitzungen bereicherten das Angebot. Die neurologische Rehabilitationsforschung war seit langem nicht mehr so gut präsentiert.
Als hervorzuhebendes Beispiel für die Vorträge im Rahmen der wissenschaftlichen Symposien ist der beachtenswerte Beitrag von Physiotherapeut und Professor Gert Kwakkel aus Utrecht, Niederlande, zu nennen. Unter dem Titel „Intensity of practice after stroke: What is the evidence so far and how to proceed?” berichtete er insbesondere über die derzeitige bzw. aktuelle Evidenz zu verschiedenen therapeutischen Verfahren und Ansätzen in der motorischen Rehabilitation nach Schlaganfall. Eher zurückhaltend nahmen die Teilnehmer dagegen seine Dokumentation zur Veränderung des Bobath-Konzepts in den Niederlanden auf. Dort wurden mit umfangreichen finanziellen Mitteln Schulungen für Bobath-Instruktoren durchgeführt mit dem Ziel, die neuen wissenschaftlichen bzw. evidenzbasierten Erkenntnisse zu vermitteln. Als ein Ergebnis dieser Neuorientierung im niederländischen System wurde der Name „Bobath-Konzept” in den Niederlanden abgeschafft.
Neben den Symposien gab es viele interessante Workshops, die größtenteils komplett ausgebucht waren: Ergo- und Physiotherapeuten aus dem NRZ Meerbusch stellten beispielsweise die Modulare motorische Therapie der oberen bzw. unteren Extremität vor (O. Dahncke, H. Krause, B. Briem, H. Wittenberg). Für die Sprachtherapeuten war der Workshop zum Trachealkanülenmanagement sehr spannend (S. Sutarski, S. Rückriem, Klinik Bavaria Kreischa) und alle Berufsgruppen gleichermaßen interessierte der Workshop über die Leitlinienentwicklung der DGNR zur motorischen Rehabilitation des Schlaganfall (C. Dettmers, Konstanz, T. Platz, Greifswald, K. M. Stephan, Meerbusch, W. Schupp, Herzogenaurach).
Für die besten wissenschaftlichen Präsentationen wurden drei Posterpreise vergeben: Der 1. Preis ging an einen unserer Herausgeber für ein Poster zum Thema „Elektromechanische Gangrehabilitation nach Schlaganfall: Ein aktualisiertes systematisches Cochrane Review mit Metaanalyse”. Der 2. Preis ging an Almut Sickert für das Poster „Effektivität der Constraint-Induced Aphasia Therapy bei der Behandlung von subakuten Aphasien”. Und der 3. Preis ging an Cordula Werner für das Thema „Der chronische Schlaganfallpatient zu Hause: gepulste und intensive versus kontinuierlicher Physiotherapie”.
Fazit
Ein interessanter Kongress, welcher viele Anregungen gab und zahlreiche Erkenntnisse zu aktuellen Entwicklungen in der Neurorehabilitation vermittelte.
Die nächste Jahrestagung der DGNKN findet vom 9. bis 11. Dezember 2010 unter der Leitung von Prof. Michael Jöbges in Potsdam statt. Und der nächste gemeinsame Neurorehabilitationskongress der Gesellschaften DGNKN und DGNR findet unter internationaler Beteiligung vom 20.–22. Oktober 2011 in Meran (Südtirol) statt.
Prof. Dr. Jan Mehrholz
SRH Fachhochschule für Gesundheit
Gera gGmbH, Villa Hirsch
Hermann-Drechsler-Str. 2
07548 Gera