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DOI: 10.1055/s-0030-1249133
Klinische Relevanz statt Placebo-Kontrolle
Publication History
Publication Date:
12 April 2010 (online)
Kommentar
Diese Studie ist für mich eine der wichtigsten Studien für die wissenschaftliche Erforschung der Osteopathie im Bereich klinischer Studien. Nicht selten wird nämlich bemängelt, dass in den letzten Jahren vermehrt Studien gemacht wurden, in denen die Kontrollgruppe „unbehandelt“ blieb (meist im Rahmen einer Warteliste) oder einfach die übliche medizinische Behandlung erhielt anstatt einer Placebo-Behandlung.
Wenn man bedenkt, dass etwa 80 % aller randomisiert kontrollierten Studien sich in den letzten Dekaden mit pharmakologischen Fragestellungen beschäftigt haben, dann verwundert es kaum, dass die placebokontrollierte (und damit zwangsweise doppelblinde) klinische Studie oft als „Goldstandard“ bezeichnet wird. Für Arzneimittelstudien mag dies vordergründig stimmen, da es nicht zu vertreten ist, den oft exorbitanten Preis für ein neues Medikament zu bezahlen, wenn der darin befindliche Wirkstoff nicht besser wirkt als ein zu Centbeträgen produzierbares Placebo. Aber selbst hier wird dieses „eherne Prinzip“ inzwischen grundsätzlich infrage gestellt. Welchen Nutzen hat es etwa zu erforschen, ob ein neuartiger Blutdrucksenker besser wirkt als ein Placebo, wenn man nicht weiß, ob er sein Geld wert ist (also erheblich besser als gängige Substanzen)?
Während man in Arzneimittelstudien genau weiß, welcher Bestandteil der potenziell wirksame ist, gibt es bei der Akupunktur zwar Vorstellungen (Meridiane, De-Qi-Gefühl), aber keine Sicherheit über den oder die Wirkungsmechanismen. Solange man die aber nicht sicher kennt, kann man nicht ausschließen, dass eine „Placebo-Akupunktur“ ungewollt über den gleichen Mechanismus wirkt. Was man aber sehr zuverlässig untersuchen kann, ist der Nutzen, den Patienten haben. Deshalb scheint mir diese Studie eindrucksvoll zu bestätigen, dass in der Osteopathie das Hauptaugenmerk eindeutig auf die klinische Relevanz einer osteopathischen Behandlung gelegt werden sollte. Zumindest so lange, bis der Wirkungsmechanismus umfassend geklärt ist.
K. L. Resch