Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0030-1249217
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Begrenzung lebenserhaltender Maßnahmen
Eine Handreichung für die Praxis auf der Grundlage der aktuellen GesetzgebungLimiting life-prolonging treatmentsA practical guidance reflecting the current legislation in GermanyPublication History
eingereicht: 5.8.2009
akzeptiert: 24.1.2010
Publication Date:
16 March 2010 (online)
Zusammenfassung
Aus den allgemeinen ethischen und rechtlichen Voraussetzungen ärztlichen Handelns lässt sich ableiten, wann auf eine lebensverlängernde Behandlungsmaßnahme verzichtet werden kann bzw. soll: Wenn die Maßnahme für den Patienten keinen Nutzen (mehr) bietet und/oder wenn der Patient nach entsprechender Aufklärung seine Einwilligung in die Behandlung verweigert. Schwierigkeiten bereiten dabei insbesondere die Fragen, wann medizinische Maßnahmen nutzlos sind und wie man stellvertretend für einen nicht mehr einwilligungsfähigen Patienten entscheiden kann. In Übereinstimmung mit der bisherigen Rechtslage sieht die neue gesetzliche Regelung im Betreuungsrecht drei Orientierungspunkte für die stellvertretende Entscheidung vor: 1. eine schriftliche Patientenverfügung, 2. mündlich geäußerte Behandlungswünsche und der mutmaßliche Patientenwille, sowie 3. das „objektive” Wohl des Patienten. Die Priorität entspricht dabei der Nummerierung. Darüber hinaus diskutiert der Beitrag, wie Konflikten zwischen Wille und Wohlergehen des Patienten angemessen begegnet werden kann.
Abstract
From the general ethical and legal requirements of medical interventions it can be inferred when life-prolonging treatments can or should be limited: If the intervention has no benefit for the patient and/or the properly informed patient refuses to consent to the intervention. Two questions are especially challenging: When are medical interventions futile? And: How should decisions be made on behalf of incompetend patients? In accordance with prior high court rulings, the new Civil Law legislation in Germany provides three standards for proxy decision making: (1) the patients’ written advance directive, (2) oral treatment preferences and substituted judgement, and (3) the patient’s best interest. Thereby, (1) has priority over (2) and (2) has priority over (3). In addition, the article discusses conflicts between autonomy and well-being of the patient.
Schlüsselwörter
Ethik - Sterbehilfe - Therapiebegrenzung - Nutzlosigkeit - Patientenverfügung - Gesetzgebung
Keywords
ethics - end-of-life care - futility - advance directives - legislation
Literatur
- 1 Borasio G D, Heßler H -J, Wiesing U. Patientenverfügungsgesetz: Umsetzung in der klinischen Praxis. Dtsch Ärztebl. 2009; 106 A 1952-1957
- 2 Bundesärztekammer . Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung. Dtsch Ärztebl. 2004; 101 A 1298-1299
- 3 Marckmann G. Lebensverlängerung um jeden Preis? Ethische Entscheidungskonflikte bei der passiven Sterbehilfe. Ärztebl Baden-Württemb. 2004; 59 379-382
- 4 Nationaler Ethikrat .Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende. Berlin; Juli 2006
- 5 Vetter P, Marckmann G. Gesetzliche Regelung der Patientenverfügung: Was ändert sich für die Praxis?. Ärztebl Baden-Württemb. 2009; 64 370-374
- 6 Zentrale Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin (Zentrale Ethikkommission) . Empfehlungen der Bundesärztekammer und der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer zum Umgang mit Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in der ärztlichen Praxis. Dtsch Ärztebl. 2007; 104 A891-896
Prof. Dr. med. Georg Marckmann , MPH
Institut für Ethik und Geschichte
der Medizin, Universität Tübingen
Gartenstr.
47
72074 Tübingen
Phone: 07071/2978032
Fax: 07071/295190
Email: georg.marckmann@uni-tuebingen.de