Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2010; 4(2): 125-138
DOI: 10.1055/s-0030-1249772
Notfallchirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untere gastrointestinale Blutung

K.-P. Thon1
  • 1Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
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Publication Date:
26 March 2010 (online)

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Die akute untere gastrointestinale Blutung stellt ein komplexes klinisches Problem dar und erfordert eine rasche und sorgfältige Ursachenabklärung als Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Sie ist definiert als ein abnormer Blutverlust aus dem Gastrointestinaltrakt distal des Treitz-Bandes.

Häufigste Ursache sind Divertikel des Dick- und Dünndarms. Mittels Endoskopie kann die Blutungsursache bei etwa 80 % der Patienten mit Hämatochezie gefunden werden. Die Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) dient dabei dem Ausschluss einer Blutungsquelle im oberen Gastrointestinaltrakt. Gelingt die Diagnosestellung mittels Endoskopie nicht und ist wegen der Blutungsintensität eine rasche Intervention erforderlich, sind Angio-CT und selektive (superselektive) Mesenterikografie als diagnostische Notfallmaßnahmen indiziert.

Das 99mTc-markierte Erythrozytenszintigramm ist die Methode der Wahl bei intermittierender Blutung mit geringer, nicht vital bedrohlicher Intensität. Dennoch lässt sich auch bei Ausschöpfung des diagnostischen Repertoires bei annähernd 10 % der Blutungsnotfälle die Blutungsquelle präoperativ nicht orten. Bei 10–25 % dieser Betroffenen wird ein operativer Eingriff zur Blutstillung und Elimination der Blutungsursache erforderlich. Ist eine chirurgische Intervention in Unkenntnis der Blutungsquelle unvermeidlich, muss durch sorgfältige intraoperative Inspektion des erreichbaren Intestinums mit Einschluss von Enteroskopie und Diaphanoskopie versucht werden, die Blutung möglichst exakt zu lokalisieren. Wegen des unvertretbar hohen Risikos einer Rezidivblutung (ca. 75 %) und einer damit verbundenen konsekutiven Letalität von bis zu 50 % müssen „blinde“ Segmentresektionen generell als obsolet angesehen werden und sind – wenn immer möglich – zu vermeiden.