Klin Monbl Augenheilkd 2010; 227(12): R173-R190
DOI: 10.1055/s-0030-1250630
KliMo-Refresher
Rubrikherausgeber: G. Duncker, Halle, C. Meltendorf, Halle
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Komplikationen der vorderen Augenabschnitte bei vitreoretinaler Chirurgie

G. K. Lang1 , S. J. Lang2 , A. Cucera1
  • 1Universitäts-Augenklinik Ulm, Ulm
  • 2Universitäts-Augenklinik Freiburg, Freiburg
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Publication Date:
14 December 2010 (online)

Allgemeines

Vorderabschnitts-OCT

Das Vorderabschnitts-OCT ist eine optische Kohärenztomografie zur Darstellung vorderer Augenabschnitte. Es handelt sich um ein dem Ultraschall ähnliches Verfahren, bei dem jedoch Licht statt Schall für die Bildgebung verwendet wird. Über eine Streulichtauswertung erhält man Schnittbilder des zu untersuchenden Bereichs. Es sind Abbildungen der Hornhaut, der Vorderkammer, des Kammerwinkels, der Iris und teilweise der Linse möglich ([Abb. 1]). Verwendet wurde für die Untersuchungen das Visante-OCT der Fa. Zeiss.

Abb. 1 a bis c Klinisch(a)-OCT(b)-pathologische(c)-Korrelation des vorderen Augenabschnitts. Ähnlich wie im histologischen Schnittbild können im OCT die Kammerwinkel und deren Öffnungsgrad sowie Konfiguration und Dimensionen der Vorderkammer beurteilt werden.

In den Bildern kann man nachträglich Messungen von Distanzen (Vorderkammertiefe und Durchmesser) und Winkeln (Kammerwinkel) durchführen. Mit dem Vorderabschnitts-OCT ist eine detailgenaue Untersuchung postoperativer Komplikationen bei verschiedenen Erkrankungen möglich. Der Einsatz in der Vorderabschnittsdiagnostik wird weiter zunehmen, da es sich hierbei um eine schmerzlose, schnelle und belastungsfreie Untersuchungsmethode handelt [7], [8], [9]. Die Interpretation der OCT-Bilder erfordert jedoch anatomische und morphologische Kenntnisse und wird durch ophthalmopathologische Erfahrung erleichtert.

Endotamponaden (Gase, Silikonöle, Perfluorokarbone)

Intraokulare Gase sind eine strategisch wertvolle Gruppe von Verbindungen, die dem vitreoretinalen Chirurgen zur Verfügung stehen. Mit Gasen kann der höchste Gewebeoberflächendruck aufgebaut werden. Die Vielseitigkeit von Gasen mit unterschiedlichen Expansionskonzentrationen und Resorptionsdauern wird von keiner anderen Endotamponade erreicht.

Silikonöle stehen in unterschiedlichen Viskositäten (1000, 2000, 5000 cst) zur Verfügung. Im Gegensatz zu den Gasen sind Silikonöle nicht expansiv und werden nicht resorbiert. Der Vorteil ist, dass Silikonöle als dauerhafte Tamponade genutzt werden können, der Nachteil, dass ein zweiter Eingriff zur Silikonölentfernung notwendig wird.

Perfluorokarbone (Perfluoro-o-octane C8F18, Perfluorodecalin C10F18, Perfluorphenanthrene C14F24) sind schwere Flüssigkeiten (PFCL: perfluorcarbon liquids) die zur Gruppe der Fluor-Kohlenstoff-Verbindungen gehören. Charakteristisch ist das hohe spezifische Gewicht von 1,8–2,0 g/cm3. Sie werden intraoperativ und/oder kurzfristig postoperativ zur temporären Stabilisierung und Entfaltung der Netzhaut sowie zum Aufschwemmen von posterior dislozierten Linsenfragmenten oder Intraokularlinsen eingesetzt.

Während Gase und Silikonöle leichter als Wasser sind und Auftrieb haben, sind Perfluorokarbone schwerer und haben Abtrieb.

Literatur

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Prof. Dr. Gerhard K. Lang

Augenklinik
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