Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2011; 5(1): 67-86
DOI: 10.1055/s-0030-1250749
Unterer Gastrointestinaltrakt, Koloproktologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beckenbodeninsuffizienz – Prolapserkrankungen – Stuhlinkontinenz

A. Fürst1 , O. Dietl1
  • 1Klinik für Chirurgie, Caritas-Krankenhaus St. Josef, Regensburg
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Publication Date:
16 February 2011 (online)

Die klinischen Ausprägungsformen der Beckenbodeninsuffizienz sind vielschichtig und reichen von der einfachen Beckenbodenstörung zur komplexen Beckenbodeninsuffizienz mit den Leitsymptomen Entleerungsstörung, Harn- und Stuhlinkontinenz und Prolapsformen. Die Diagnostik kombinierter Beckenbodenstörungen muss der zugrunde liegenden Komplexität entsprechen. Häufige Erkrankungen des Beckenbodens sind sämtliche perineale Deszensusformen, wie z. B. Zystozele, uterovaginaler Deszensus, Rektozele, innerer und äußerer Rektumprolaps und Enterozele. Die gezielte Anamnese, die klinische Basisuntersuchung (proktologische, gynäkologische und urologische Untersuchung), Sonografie und Endosonografie sowie die dynamische Bildgebung (Defäkografie, Zysturethrografie bzw. Kolpozystourethrografie, dynamisches Beckenboden-MRT) sind die wichtigsten diagnostischen Hilfsmittel in der Differenzialdiagnostik. Die klinische Diagnostik im interdisziplinären Verbund – im Idealfall in einem Beckenbodenzentrum – hat eindeutig den höchsten Stellenwert gerade bei den komplexen bzw. meist kombiniert vorliegenden Störungen des Beckenbodens.

Die Evidenzlage zur Diagnostik und Therapie von Beckenbodenerkrankungen ist aktuell noch unzureichend, eine intensivierte klinische Forschung ist zu fordern.

In der Behandlung des kompletten Rektumprolapses stellt die laparoskopische Rektopexie mit oder ohne Sigmaresektion eine sehr attraktive operative Versorgungsform dar. Stuhlinkontinenz ist eine Erkrankung mit hohem sozialem Isolationsproblem und zeigt sich vielschichtig in Diagnostik und Therapie. Neben den etablierten Rekonstruktionsverfahren stellt mittlerweile die sakrale Nervenmodulation (SNS) eine überzeugend wirksame und wenig invasive Behandlungsoption dar.

Zum Weiterlesen und Vertiefen

  • 1 Buchmann P. Anatomische Grundlagen bei Descensus perinei und Analinkontinenz.  Coloproctology. 1998;  20 141-147
  • 2 Bussen D, Kenn W, Stoffels J, Moll R, Sailer M. Vergleich der dynamischen MR-Defäkographie und konventionellen Röntgendefäkographie in der Diagnostik der Beckenbodeninsuffizienz.  Coloproctology. 2003;  25 301-307
  • 3 Fritsch H. Muskuläre Strukturen am Beckenboden.  Kontinenz. 1994;  6 266-273
  • 4 Fürst A, Hutzel L, Rentsch M, Beham A, Spatz H, Jauch K W. Koloproktologische Erkrankungen des Beckenbodens.  Radiologe. 2000;  40 446-450
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  • 7 Matzel K, Heuer S, Zhang W. Rektumprolaps – abdominelles oder lokales Vorgehen.  Chirurg. 2008;  79 444-451
  • 8 Melchior D, Müller S C. Diagnostik der Stressinkontinenz.  Urologe [B]. 2000;  40 311-313
  • 9 Rentsch M, Paetzel C, Lenhart M, Feuerbach S, Jauch K W, Fürst A. Dynamic magnetic resonance imaging defecography: a diagnostic alternative in the assessment of pelvic floor disorders in proctology.  Dis Colon Rectum. 2001;  44 999-1007
  • 10 Schmeiser G, Putz R. Anatomie und Funktion des Beckenbodens.  Radiologe. 2000;  40 429-436
  • 11 Schwandner O, Poschenrieder F, Gehl H B, Bruch H P. Differenzialdiagnostik der Beckenbodeninsuffizienz.  Chirurg. 2004;  75 850-860
  • 12 Strohmaier W L. Kombinierte Stuhl- und Harninkontinenz.  Coloproctology. 2001;  23 135-141

Priv.-Doz. Dr. med. Alois Fürst

Klinik für Chirurgie
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