Pneumologie 2010; 64 - P258
DOI: 10.1055/s-0030-1251181

Kollaboratives internetbasiertes Lernen zur Differenzialdiagnose der Dyspnoe: eine randomisierte Studie

T Raupach 1, C Münscher 2, S Anders 3, R Steinbach 4, T Pukrop 5
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Kardiologie & Pneumologie
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Geschäftsbereich Informationstechnologie
  • 3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Rechtsmedizin
  • 4Universität Kiel, Abteilung für Nephrologie
  • 5Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung für Hämatologie und Onkologie

Einleitung: Mithilfe moderner Lern-Management-Systeme lassen sich kollaborative, internet-gestützte Lehrmodule entwerfen, in denen virtuelles problemorientiertes Lernen möglich wird. Bislang wurde nicht untersucht, ob dieses innovative Lehrformat dem traditionellen Kleingruppenunterricht zum Training differenzialdiagnostischen Denkens überlegen ist.

Methoden: Im Rahmen einer sechswöchigen Lehrveranstaltung für Studierende der Humanmedizin erhielten 148 Studenten des dritten klinischen Jahres entweder Präsenzunterricht (Kontrollgruppe; n=74) oder den Zugangscode zu einer E-Learning-Plattform (Intervention; n=74). Für beide Lehrformate wurden Kleingruppen zu je acht Studierenden gebildet. In den neun Kontrollgruppen wurde der klinische Fall eines 64-jährigen Patienten mit CTPH besprochen; im Online-Modul hatte jede Gruppe die Aufgabe, diese Diagnose durch geeignete diagnostische Verfahren zu finden. Hierzu standen Chats, Foren und ein Dokumentenarchiv zur Verfügung. Zu Beginn und Abschluss der sechswöchigen Lehrveranstaltung wurde eine Key-Feature-Prüfung durchgeführt.

Ergebnisse: Studierende in beiden Gruppen zeigten eine vergleichbare Leistungszunahme zwischen dem Eingangs- und Ausgangstestat (p ANOVA=n.s.). Bei den Nutzern des Online-Moduls fand sich eine signifikante positive Korrelation zwischen der Intensität der Online-Diskussion und den durch diagnostische Maßnahmen verursachten Kosten. In der Evaluation erhielt der traditionelle Unterricht bessere Bewertungen als das Online-Modul.

Schlussfolgerung: Zwar erwiesen sich beide Lehrformate hinsichtlich des Lernziels „Differenzialdiagnose der Dyspnoe“ gleichwertig; der Präsenzunterricht wurde von den Studierenden jedoch bevorzugt. Zudem führte die Online-Diskussion nicht zu einer ressourcenschonenden Nutzung diagnostischer Verfahren. Der Einsatz internet-basierten Lernens in der Mediziner-Ausbildung muss didaktisch begründet sein und sich an den verfügbaren Ressourcen orientieren.