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DOI: 10.1055/s-0030-1253133
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Hygiene – Albarran– und Hilfsspülkanäle: die Achillesferse der Endoskopaufbereitung?
Publication History
Publication Date:
26 March 2010 (online)
Während die hygienisch-mikrobiologische Überprüfung von Instrumentier-/Arbeitskanal und Luft-/Wasser-Spülkanal in Deutschland sowohl in den Krankenhäusern als auch im niedergelassenen Bereich weitestgehend etabliert ist, soll mit Hilfe dieses Artikels der Anstoß zur Reflektion der eigenen Situation von Aufbereitung und Beprobung von Albarran- und Hilfsspülkanälen gegeben werden.
Solch eine Reflektion dient zum einen der Erkennung von möglichen Schwachstellen im Aufbereitungsprozess, sowie als Grundlage für die Fortbildung der eigenen Mitarbeiter der Abteilung. Darüber hinaus stellt die Sammlung solcher Daten im eigenen Bereich eine fundierte Grundlage zur Argumentation gegenüber den Herstellern von flexiblen Endoskopen und RDG-E dar. Denn auch diese sind zur Handlung aufgefordert, wenn es um die Sicherheit von Patienten geht. S. Morini et al. [1] berichten in einem Artikel über chemisch induzierter Colitis durch Peressigsäure. Im ihrem Beispiel wurde bei 2 Patienten das ausgeprägte Bild des sogenannten "frost sign" oder "snow white sign" festgestellt. Charakterisiert wird dieses Bild durch weiße, schneeflockenartige Auflagerungen auf der Mucosa. In beiden Fällen wurde eine Spülung der Darmschleimhaut mit Flüssigkeit über den Hilfsspülkanal des Endoskops (Olympus CF-Q145) mittels einer sterilen Spritze durchgeführt. Unmittelbar danach kam es zum Auftreten des zuvor beschriebenen Phänomens auf der Schleimhaut. Eine nachfolgend durchgeführte technische Kontrolle der Aufbereitungsmaschine ergab keinen Hinweis auf eine Fehlfunktion. Da sich das typische Zeichen der chemischen Colitis jedoch direkt nach der Applikation über den Hilfsspülkanal darstellte, kam der dringende Verdacht auf, dass entweder der Hilfsspülkanal während der Aufbereitung nur unzureichend ausgespült wurde, oder der Anschlussschlauch nicht korrekt mit dem automatischen Aufbereitungsgerät verbunden war. So stagnierte die bei der Aufbereitung verwendete Peressigsäure möglicherweise im Hilfsspülkanal des Koloskops und gelangte bei der manuellen Spülung, während der Untersuchung, in die Patienten. Glücklicherweise blieben beide Patienten ohne Symp-tome und in der endoskopischen Nachkontrolle zeigte sich, dass die Läsionen narbenfrei abgeheilt waren. Dem ungeachtet, verdient der geschilderte Fall die erhöhte Aufmerksamkeit von allen, die sich um das Thema Aufbereitung von flexiblen Endoskopen im Alltag kümmern.
Vor allem unter dem rechtlichen Aspekt von § 4, der Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV), wonach die Sicherheit und Gesundheit des Patienten durch die Aufbereitung eines Medizinprodukts (MP) nicht gefährdet werden darf [2]. Die chemische Verunreinigung von Kanalssystemen flexibler Endoskope mit Prozessflüssigkeiten (z.B. Peressigsäure) aus der Aufbereitung stellt jedoch nur eine der möglichen Gefahrenquellen dar.
Als weiteres Risiko ist die mikrobiologische Kontamination zu nennen. Zum Erkennen dieser 2. Art von Verunreinigungen, dienen die regelmäßig durchgeführten Beprobungen von Instrumentier-/Arbeitskanal und Luft-/Wasser-Spülkanal. Praktische Hinweise zur Durchführung finden sich im Anhang 3 der Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI) – Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums [3].
Literatur
- 01 Morini S , et al . Chemical colitis induced by peracetic acid: further evidence. Endoscopy. 2009; 41 383
- 02 Medizinprodukte-Betreiberverordnung §4 ff.
- 03 RKI-Empfehlung . Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums. Bundesgesundheitsblatt. 2002; 45 395-411
- 04 Kovaleva J , et al . Is bacteriologic surveillance in endoscope reprocessing stringent enough?. Endoscopy. 2009; 41 913-916