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DOI: 10.1055/s-0030-1254129
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Integrierte Versorgung und Rehabilitation
Integrated Health Care Provision and RehabilitationPublication History
Publication Date:
08 June 2010 (online)
Das Konzept der integrierten Versorgung wurde vor nunmehr zehn Jahren im Rahmen der Gesundheitsreform 2000 rechtlich als eigenständige Versorgungsform eingeführt. Das primäre Ziel bestand darin, durch strukturelle Weiterentwicklungen die bestehenden Schnittstellen zwischen den verschiedenen Sektoren im Gesundheitswesen abzubauen. Durch eine fach- und sektorübergreifende Koordination von Leistungen sowie durch eine intensivere Kooperation der Leistungserbringer sollte die Patientenversorgung inhaltlich und organisatorisch verbessert und effektiver gestaltet werden. Die hohen Erwartungen konnten zunächst nicht erfüllt werden, begonnene Projekte verstetigten sich nicht. Durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) von 2004 erfolgte deshalb ein neuer Anlauf mit verbesserten Rahmenbedingungen. Seit dem April 2007 sind auch Leistungen der Pflegeversicherung mit einbezogen. Ein strukturelles Defizit besteht aus der Sicht der Rehabilitation allerdings weiterhin darin, dass sich die rechtliche Ausgestaltung der integrierten Versorgung im Wesentlichen auf die Krankenversicherung konzentriert und andere Rehabilitatäger nicht systematisch berücksichtigt.
Die verbesserten rechtlichen Rahmenbedingungen (u. a. Anschubfinanzierung) haben der Entwicklung neue Impulse gegeben und die (formalen) Versorgungsverträge hochschnellen lassen (rund 6 500 bis 2008) [1]. Bisher liegt allerdings keine umfassende Bestandsaufnahme über die Qualität der integrierten Versorgung vor, die fundierte Auskunft geben könnte über Umfang und Inhalt der einbezogenen (auch rehabilitativen) Leistungen sowie über die Intensität der Kooperationen (vgl. aber mit Bezug zur Rehabilitation [2]). Von Interesse wäre auch eine genauere Kenntnis über die Entwicklung sektorübergreifender Behandlungspfade sowie schließlich ein Vergleich mit anderen integrativen, schnittstellenüberwindenden Versorgungsansätzen (z. B. Teilhabemanagement, persönliches Budget).
In dieser Ausgabe stellen wir Ergebnisse aus einer Untersuchung zu integrierten Versorgungsprozessen am Beispiel einer ausgewählten Indikation (Endoprothetik) vor. Der Beitrag setzt sich insbesondere mit den organisatorischen Anforderungen und Vernetzungsstrukturen der integrierten Versorgung am Beispiel eines orthopädischen Fachkrankenhauses und einer Rehabilitationsklinik auseinander [3]. Die Ausgangsthese ist, dass „organisationsübergreifende und interdisziplinäre Arbeitszusammenhänge den Aufbau neuer Strukturen erfordern”. In einer ersten, qualitativ orientierten Projektphase konnten wichtige Faktoren für die erfolgreiche Implementierung und Ausgestaltung interdisziplinärer und sektorenübergreifender Kooperationsformen aufgezeigt werden. Der analytische Ansatz vertieft die bisherigen Erfahrungen mit der integrierten Versorgung.
Neben weiteren Untersuchungsergebnissen zu verschiedenen für die Rehabilitation wichtigen Themen weisen wir auf eine umfangreiche internationale Literaturanalyse [4] zur Behandlung von Asthma bronchiale bei Kindern und Jugendlichen hin. Sie konzentriert sich auf Therapiemodule, die in der Rehabilitationspraxis bedeutsam sind und zur Entwicklung von Therapiestandards dienen können.
Ihre Herausgeber
Literatur
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1
Gemeinsame Registrierungsstelle zur Unterstützung der Umsetzung des § 140d SGB V. Entwicklung der integrierten Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland 2004–2008; Stand 30.6.2009. 2009, verfügbar unter:
http://www.gkv-spitzenverband.de/IV_3.gkvnet
(Bericht gemäß § 140d SGB V)
- 2 Schönle1 PW, Egner1 U. , Hrsg Rehabilitation und Integrierte Versorgung.. Stuttgart: Gentner; 2008
- 3 Bartel S, Bethge M, Streibelt M, Thren K, Lassahn C. Erfolgsfaktoren integrierter Versorgungsprozesse in der Endoprothetik – Ergebnisse einer qualitativen Prozessanalyse. Rehabilitation. 2010; 49 138-145
- 4 Ahnert J, Löffler S, Müller J, Vogel H. Systematische Literaturanalyse zur rehabilitativen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Asthma bronchiale. Rehabilitation. 2010; 49 146-158