Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35 - P3_1
DOI: 10.1055/s-0030-1254573

Ernährungsintervention zur Gewichtsreduktion in Gewichtsklassen-Sportarten ohne Dehydratation und Glykogendepletion

A Carlsohn 1, S Müller 1, M Fürstenberg 1, M Cassel 1, H Baur 1, F Mayer 1
  • 1Hochschulambulanz Universität Potsdam, Sportmedizin und Sportorthopädie, Potsdam, Germany

Hintergrund: In Gewichtsklassensportarten werden zum raschen Erreichen des Wettkampfgewichts oftmals gesundheitsgefährdende Maßnahmen angewandt. Gewichtsreduktionen (GR) um 5% der Körpermasse innerhalb von 3–5 Tagen werden häufig beobachtet und sind vorrangig auf Dehydratation und Glykogendepletion zurückzuführen. Eine hohe Kohlenhydrat- und somit Energiezufuhr steht jedoch dem Ziel der raschen Gewichtsreduktion gegenüber. Unklar ist daher, ob eine Ernährungsintervention mit definiert hoher Kohlenhydrataufnahme und Flüssigkeitszufuhr ad libitum bei normalgewichtigen, sportlich aktiven Probanden eine GR um 5% der Körpermasse ermöglicht.

Methode: 12 gesunde, moderat sportlich aktive Männer (N=5; 33±13 Jahre; 78±5kg; 179±5cm) und Frauen (N=7; 29±9 Jahre; 74±14kg; 170±8cm) nahmen an der 3-wöchigen Studie mit dem Ziel der 5%igen GR teil. Die Intervention beinhaltete Vorgaben zur Energiezufuhr (EI), Kohlenhydratzufuhr (5g*kg–1d–1) und sportlichen Aktivität (mind. 30min/d). Die Compliance wurde durch tägliche Dokumentation von Ernährung und sportlicher Aktivität geprüft, das Körpergewicht jeden zweiten Tag ambulant erfasst.

Ergebnisse: Vier Probanden beendeten die Studie vorzeitig (3Männer, 1 Frau; 33% drop-out). Die Intervention führte bei Männern (EI: 1618±625kcal/d; GR: -3,2±0kg bzw. –4,1±0,4%) und Frauen (EI: 1342±252kcal/d; GR: –3,2±1kg bzw. –4,5±1,8%), die die Studie beendeten, zu einer deutlichen Gewichtsreduktion. Die angestrebte GR von ≥5% der Körpermasse wurde von 7 der 8 Probanden nicht erreicht.

Schlussfolgerung: Eine 3-wöchige Ernährungs- und Trainingsintervention mit Flüssigkeitszufuhr ad libitum und Kohlenhydrataufnahme von 5g*kg–1d–1 ermöglicht bei normalgewichtigen Probanden eine GR um ≥4% der Körpermasse. Beträgt bei Gewichtsklassensportlern aufgrund des erforderlichen Wettkampfgewichts die GR mehr als 4%, ist eine individuell angepasste Interventionsdauer anzustreben.