Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35 - P4_13
DOI: 10.1055/s-0030-1254591

Die Etablierung eines Klinikpfads in der bariatrischen Chirurgie als qualitätssteigerndes Instrument

T Hasenberg 1, U Ronellenfitsch 1, A Kring 1, E Shang 1
  • 1Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Chirurgische Universitätsklinik, Mannheim, Germany

Einleitung: Die Zahl der bariatrischen Operationen steigt weltweit. Die Versorgung dieser Patienten stellt an alle Beteiligten aus Chirurgie, Pflege, Anästhesie, Ernährungswissenschaft, um nur einige zu nennen, besondere Anforderungen.

Dies hat seine Ursache, nicht nur in der häufig komplexen und multimorbiden Patientenklientel, sondern auch in der Notwendigkeit einer interdisziplinären Versorgung dieser Patienten.

Klinikpfade (KP) stellen berufsgruppenunabhängig sämtliche am Patienten durchzuführenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zeitlich geordnet dar. Für viele chirurgische Interventionen haben sich die KP als hilfreiches Instrument zur Qualitätssicherung und -steigerung bewährt.

Vor diesem Hintergrund führten wir im Rahmen einer Beobachtungsstudie einen spezifischen KP für bariatrische Eingriffe ein.

Methoden: Diese prospektive Studie beschreibt die Erstellung und Implementierung eines KP für bariatrische Eingriffe an unserer Klinik sowie die Evaluation ihrer Effekte auf Prozess- und Ergebnisqualität. In den interdisziplinären Berufsgruppenübergreifenden KP flossen Evidenzbasierte Leitlinien und interne Standards ein. Kenngrößen der Prozessqualität waren der Zeitpunkt der Mobilisation, des Kostaufbaus, der Entfernung invasiver Katheter sowie der Entlassung. Die Ergebnisqualität wurde anhand Morbidität sowie der Häufigkeit von Revisionseingriffen und Wiederaufnahmen gemessen.

Ergebnis: Zwischen Januar 2009 und Juni 2009 konnten 48 Patienten gemäß KP behandelt werden. Im Median wurden die Patienten nach 5,5 Tagen entlassen (Vorgabe CP: 6. Tag). Die Mobilisation erfolgte in 95,8% (46/48) gemäß KP am OP-Tag. Die orale Flüssigkeitsaufnahme begann gemäß KP in 93,8% (45/48) am 1. postop. Tag, die Aufnahme von Proteindrinks in 91,7% (44/48) am 2. postop. Tag. Wiederaufnahme (2,1%). Revisionspflichtige (2,1%) bzw. nicht revisionspflichtige Komplikationen (2,1%).

Schlussfolgerung: Die Etablierung eines KP für bariatrische Eingriffe bedarf einer umfangreichen Vorbereitung und kontinuierlichen Begleitung. Die Evaluation von Prozess- und Ergebnisqualität ist für die Bewertung des KP unabdingbar. Eine Behandlung nach den Vorgaben und somit eine hohe Prozessqualität ist ebenso wie eine hohe Ergebnisqualität realisierbar. Der Vergleich mit einer Kontrollgruppe muss zeigen, inwiefern der KP tatsächlich zur Steigerung der Behandlungsqualität beiträgt.