Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35 - P5_2
DOI: 10.1055/s-0030-1254596

Subjektive Einschätzung der Nahrungsaufnahme durch onkologische Patienten

M Avlar 1, A Dossett 1, J Arends 1, C Unger 1
  • 1Klinik für Tumorbiologie, Freiburg, Germany

Fragestellung: Zur Ernährungsbetreuung bei Mangelernährung ist eine Erfassung der oralen Energieaufnahme erforderlich. Neben zeitaufwändigen Ernährungsprotokollen (EP) erscheint eine rasche globale Abschätzung der Nahrungsaufnahme attraktiv. Wir prüften deshalb die Vergleichbarkeit dieser Ansätze.

Methode: Wir untersuchten 41 onkologische Patienten mit Mangelernährung (24 F, 17M; Alter 62,8±10,8 (MW±SD) Jahre, BMI 20,7±3,6kg/m2). 13 Patienten erhielten ausschließlich orale Nahrung (ON), 28 Patienten wurden parallel parenteral ernährt (PE). Die Auswertung eines EP (Prodi 5,4 expert; mittlere Dauer 2,8±1,5d) wurde verglichen mit der gleichzeitigen semi-quantitativen Angabe zur Essmenge: normal (100%); etwas weniger als üblich (75%); etwa halb so viel wie üblich (50%); nur sehr wenig (25%); gar nichts. Alle Patienten wurden zusätzlich zum Appetit befragt (Skala 0–10).

Ergebnisse: Die mittlere Energieaufnahme laut EP betrug 869±474kcal/d (870±470 bei PN; 867±501 bei ON). Der mittlere Appetitscore betrug 4,0±2,1. Der Vergleich der subjektiven Angabe der Patienten zur oralen Ernährung korrelierte mit dem Ernährungsprotokoll: Korrelationskoeffizienten r=0,73 (p<0,001); für PN r=0,77 (p<0,001); für ON r=0,65 (p<0,05). Die subjektive Essmenge (r=0,71; p<0,001) und die Energieangabe des EP korrelierten hochsignifikant mit dem Appetit (r=0,56; p<0,001).

Schlusswort: Die globale Abschätzung zur Essmenge korreliert hoch-signifikant mit der Auswertung des Ernährungsprotokolls und kann deshalb als erste rasche Näherung der Energieaufnahme eingesetzt werden. Die subjektive Essmenge und die Angaben des Ernährungsprotokolls korrelieren ebenfalls gut mit dem subjektiven Appetitscore.