Z Gastroenterol 2010; 48 - P2_15
DOI: 10.1055/s-0030-1254696

Infliximab als Reservtherapie bei Patienten mit schwerer tacrolimus-refraktärer Colitis ulcerosa/indeterminata

DN Barthel 1, KJ Schmidt 2, CS Barthel 1, J Büning 2, J Wehkamp 1, K Fellermann 2, EF Stange 1, KR Herrlinger 1
  • 1Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • 2Abteilung für Innere Medizin 1, Universität von Schleswig-Holstein, Kiel

Fragestellung: Der Calcineurininhibitor Tacrolimus und der TNFα-Antikörper Infliximab sind jeweils etablierte Optionen bei steroidrefraktärem Verlauf einer Colitis ulcerosa (CU). In dieser Studie sollte die Wirksamkeit einer Infliximab-Therapie bei Patienten mit steroidrefraktärer CU nach vorherigem Versagen einer Tacrolimustherapie untersucht werden.

Methoden: Vierundzwanzig Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Die Patienten hatten Tacrolimus wegen eines steroidrefraktären (n=19) bzw. steroidabhängigen (n=5) Verlaufs der CU erhalten. Zum Zeitpunkt der Infliximab-Therapie hatten alle Patienten einen schweren Schub ihrer Erkrankung (Lichtiger Score >10) und wurden mit Infliximab (5mg/kg) zu den Zeitpunkten 0, 2 und 6 Wochen und falls toleriert anschließend alle 8 Wochen behandelt.

Ergebnisse: Sechs von 24 Patienten (25%) erreichten durch die Infliximabtherapie eine Remission und bei vier von 24 (17%) konnte initial ein Ansprechen verzeichnet werden, allerdings mussten alle Responder im weiteren Verlauf entweder wegen Verlust des Ansprechens (3) oder wegen einer verspäteten allergischen Reaktion (1) proktokolektomiert werden. Bei vierzehn Patienten (58%) versagte die Infliximabtherapie komplett; zehn dieser 14 Patienten mussten kolektomiert werden. Acht Patienten entwickelten Nebenwirkungen unter Infliximab, einschließlich zweier infektiöser Komplikationen (Herpes zoster und Herpespneumonie).

Schlussfolgerung: Infliximab kann bei etwa einem Viertel von Tacrolimus-refraktären Patienten mit schwerer akuter Colitis ulcerosa eine therapeutische Alternative darstellen. Dieser Nutzen muss sorgfältig gegen die Risiken infektiöser Komplikationen abgewogen werden.