Z Gastroenterol 2010; 48 - P3_13
DOI: 10.1055/s-0030-1254719

Das intraluminale Duodenaldivertikel als zystischer Pankreasprozess – eine seltene Differenzialdiagnose

F Wagner 1, B Rumstadt 2, U Schneider 3, T Rüdiger 3, B Kohler 1
  • 1Medizinische Klinik, Fürst-Stirum-Klinik, Bruchsal
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Fürst-Stirum-Klinik, Bruchsal
  • 3Institut für Pathologie, Städtisches Klinikum, Karlsruhe

Einleitung: Intraluminale Duodenaldivertikel sind unter den angeborenen duodenalen Fehlbildungen eine der seltensten, mit weniger als 100 Fallbeispielen in der Literatur. Als bis zu 12cm große sackförmige Gebilde sind sie zumeist im mittleren Abschnitt des Duodenums zu finden. Neben unspezifischen Oberbauchbeschwerden können sie auch Hämorrhagien, Obstruktionen und Pankreatitiden verursachen.

Fallbericht: Ein 33-jähriger Patient stellte sich wegen progredienter Bauchschmerzen und Erbrechen in der Notaufnahme unserer Klinik vor. Bei erhöhten Lipase und Cholestasewerten wurde der Patient mit dem Verdacht auf eine biliäre Pankreatitis auf die Intensivstation übernommen. Sonographisch fand sich eine 8cm umfassende, komplett echofreie Zyste in Höhe Processus uncinatus. Nach sonogr. kontrollierter perkutaner Punktion der Zyste entleerte sich klares Sekret; (Lipase >6000U/l; Bilirubin 37,4mg/dl). In der darauffolgenden ERCP fiel am Unterrand der Zyste eine Perforation auf, aus der Galle abfloss. Diese wurde etwas erweitert. Die Papilleöffnung selbst konnte nicht dargestellt werden. Endosonographisch war die Zyste beidseits mit Mukosa umgeben. Zwei Tage später wurde der Patient wegen einer Hämorrhagie aus dem Divertikel zunehmend hämodynamisch instabil weswegen eine pyloruserhaltende Pankreaskopf-Resektion erfolgte. Im histologischen Präparat fand sich ein bds. mit Mukosa ausgekleidetes Divertikel.

Diskussion: Intraluminale Duodenaldivertikel sind sehr seltene Befunde, die zumeist über Jahre asymptomatisch bleiben, bevor sie klinisch zu Beschwerden führen. Wichtigste Differenzialdiagnosen sind die Choledochozele und duodenale Duplikatur. Für die Diagnose wegweisend sind die ERCP und Endosonografie. In weniger schwerwiegenden Fällen ist die interventionelle Endoskopie mittlerweile eine etablierte Therapieoption.