Aktuelle Dermatologie 2010; 36(11): 439-454
DOI: 10.1055/s-0030-1255907
 
Tagungsbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frankfurter Dermatologentagung

3. November 2010, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am MainAnnual Frankfurt Dermatology MeetingNovember 3, 2010, Department of Dermatology and Allergology, Johann Wolfgang Goethe-University Frankfurt, MainS.  Pätzold1 , M.  Wolter1 , R.  Kaufmann1
  • 1Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität (Direktor: Prof. Dr. R. Kaufmann)
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Publication Date:
25 October 2010 (online)

Mid-Dermal Elastolysis

A. Barudoni

Anamnese: Eine 46-jährige Patientin bemerkte erstmals vor drei Jahren asymptomatische Veränderungen der Hautstruktur am Abdomen. In den Folgejahren Ausbreitung auf den gesamten Stamm und zum Teil auf die Extremitäten. Besonders nach Sonnenexposition fortschreitende Verschlechterung, vorhergehende entzündliche Hautveränderungen sind nicht erinnerlich.

Untersuchungsbefund: Klinisch zeigt sich am gesamten Stamm, an Armen und proximalen medialen Oberschenkeln die Haut in der Textur atroph, gefältelt und runzelig, sodass der Eindruck einer deutlich vorgealterten Haut entsteht. Die Follikelostien erscheinen dabei teils sehr prominent ([Abb. 1 a, b]).

Abb. 1 Mid-Dermal Elastolysis: a Übersicht Abdomen, b Detail.

Diagnostik: Die Probebiopsie von der linken Flanke zeigt eine unauffällige Struktur der Epidermis. Auffallend im oberen Coriumdrittel ist eine Pigmentinkontinenz. Die Elastica-Färbung zeigt im mittleren Coriumdrittel eine bandförmige Aufhebung des elastischen Fasergerüstes.

Therapie und Verlauf: Die Patientin wurde über die Erkrankung aufgeklärt. Neben Lichtschutz und Vitamin A-Säure-haltigen topischen Therapeutika wurde der Patientin die Einnahme eines Sojabohnenextrakts empfohlen.

Kommentar: Als mögliche Ursachen einer atroph und vorgealtert erscheinenden Haut kommen neben der solaren Elastose im Alter verschiedene seltene elastolytische Dermatosen wie z. B. die postinflammatorische Elastolyse mit Cutis laxa, die (congenitale) Anetodermie, das anuläre elastolytische Granulom, das aktinische Granulom und die Mid-Dermal Elastolysis in Betracht.

Die Mid-Dermal Elastolysis wurde erstmals 1977 beschrieben. Es ist eine seltene erworbene Erkrankung, die sich klinisch mit gut umschriebenen feinen Fältelungen bzw. perifollikulären papulösen Protrusionen darstellt. Histologisch zeigen die Läsionen einen irreversiblen selektiven Verlust der elastischen Fasern, limitiert auf die mittlere Dermis. Am häufigsten sind Stamm, Nacken und Arme betroffen. Das Gesicht und die Hände sind nur selten mitbeteiligt. Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Frauen mittleren Alters kaukasischer Herkunft auf, wobei den Hautveränderungen oftmals eine lang dauernde UV-Exposition vorausgeht. Der Mechanismus, der zur Elastolyse führt, ist unbekannt, vermutlich sind verschiedene Metalloproteinasen am Abbau elastischer Fasern beteiligt. Eine familiäre Häufung wurde bislang nicht beschrieben.

Eine wirksame Therapie ist nicht bekannt. Therapieversuche mit Antibiotika wie Doxycyclin, Colchizin, oralem Vitamin E oder topischen Retinoiden führen zu keinerlei Besserung. Konsequenter Schutz vor Licht sowie vor freien Radikalen scheinen das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten zu können.

Literatur

1 Shelley WB, Wood MG. Wrinkles due to idiopathic loss of mid-dermal elastic tissue. Br J Dermatol 1977; 97: 441 – 445

2 Gambichler T. Mid-dermal elastolysis revisited. Arch Dermatol Res 2010; 302: 85 – 93

3 Helbig D, Schlaak M, Renner R et al. Elastolyse der mittleren Dermis. Hautarzt 2010; 61: 779 – 784

Dr. Sylvie Pätzold

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie

Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt/Main

Email: sylvie.paetzold@kgu.de

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