Pneumologie 2010; 64(12): 755-768
DOI: 10.1055/s-0030-1255949
Fort- und Weiterbildung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Influenza-Pandemie der Saison 2009/2010

The 2009/2010 PandemicT.  Schaberg1 , R.  Burger2
  • 1Zentrum für Pneumologie – Diakoniekrankenhaus, Rotenburg/Wümme
  • 2Robert-Koch-Institut, Berlin
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Publication History

Publication Date:
02 December 2010 (online)

Im 20. Jahrhundert ist es durch das Auftreten von Shift-Varianten, d. h. Influenza-Virusstämmen mit einer weitgehenden Änderung ihrer antigenen Oberflächeneigenschaften, zu drei großen Pandemien gekommen. Die erste Pandemie wurde durch ein Influenza A-Virus H1N1 ausgelöst und hat zwischen 1918 und 1919 mehr als 30 Millionen Todesfälle weltweit gefordert [1]. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass diese Pandemie in die Zeit unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg fiel. Zu dieser Zeit herrschte in Europa und in vielen anderen Ländern eine schwierige wirtschaftliche Situation vor, in der Mangelernährung in großen Schichten der Bevölkerung die Regel war und nur sehr begrenzte medizinische Ressourcen zur Verfügung standen. Zweitens muss bei der Pandemie 1918/1919 berücksichtigt werden, dass insbesondere der großen Zahl von Patienten, die eine bakterielle Superinfektion erlitten, nicht geholfen werden konnte, da keine Antibiotika zur Verfügung standen. Drittens ist in jüngster Vergangenheit die Hypothese aufgestellt worden, dass die damalige therapeutische Strategie, an Influenza erkrankte Patienten mit hohen Dosen von Acetylsalicylsäure (8 – 30 g/Tag) zu behandeln, das Auftreten pulmonaler Hämorrhagien mit Todesfolge gefördert hat [2].

Die zweite Pandemie des 20. Jahrhunderts fand zwischen 1957 und 1963 statt und war durch ein Influenza-Virus A/H2N2 bedingt. Diese Pandemie hat ca. 1 Million Todesfälle weltweit gefordert. Die letzte große Pandemie des 20. Jahrhunderts wurde durch ein Influenza-Virus A/H3N2 in den Jahren 1968 – 1970 ausgelöst. Diese Pandemie hat wiederum ca. 1 Million Todesfälle weltweit bedingt.

Vereinfacht lassen sich die Charakteristika pandemischer Viren wie folgt beschreiben:

Neuer Influenza-Stamm mit antigenem Shift Hohe Ansteckungsfähigkeit Auftreten der Epidemie in einer immunologisch naiven Population Fähigkeit der Influenza-Viren, in den peripheren Atemwegen und im Lungenparenchym zu binden und hier auch zu replizieren Vermehrtes Auftreten von Infektionen und schweren Verläufen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Auftreten außerhalb der klassischen Influenza-Saison

Literatur

Prof. Dr. Tom Schaberg

Zentrum für Pneumologie
Diakoniekrankenhaus Rotenburg

Elise-Averdiek-Str. 17
27356 Rotenburg

Email: Schaberg@diako-online.de