Krankenhaushygiene up2date 2011; 6(4): 255-256
DOI: 10.1055/s-0030-1257112
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Wirken Rückschlagventile als Bakterienfilter?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Dezember 2011 (online)

Ellger B et al. Non-return valves do not prevent backflow and bacterial contamination of intravenous infusions. J Hosp Infect 2011; 78: 31 – 35

Ein Rückfluss von Infusionsflüssigkeit gegen die vorgesehene Flussrichtung kann entstehen, wenn z. B. eine Infusion mittels Schwerkraft appliziert wird und parallel eine Perfusorpumpe arbeitet. Durch die Blockade des intravasalen Zugangs oder temporär durch das Aufpumpen einer Blutdruckmanschette baut die Infusionspumpe allmählich einen Druck auf, der den Druck im durch Schwerkraft gesteuerten Infusionssystem übersteigen kann. Dabei kann es durch eine Mischung inkompatibler Infusionsflüssigkeiten zu einem Wirkverlust oder bei plötzlich wiederhergestelltem orthogradem Fluss zu unerwünschten Bolusgaben eines Medikaments kommen. Rückschlagventile werden eingesetzt, eine solche Flussumkehr zu verhindern.

Gelegentlich wird die Einschätzung vertreten, dass zumindest bei einer Zwischenschaltung von 2 Rückschlagventilen in Serie darüber hinaus auch eine retrograde Kontamination des Infusionssystems durch Pilze, Bakterien und Viren erzielt werden kann. Diese sog. Bakterienfilter-Funktion wird als Argument angeführt, um, entgegen den aktuellen Richtlinien zur Einmalnutzung von Infusionssystemen oder Perfusorspritzen, diese für mehrere Patienten in Folge verwenden zu können.

Um diese Hypothese zu prüfen, haben Ellger et al. die Funktion von Rückschlagventilen näher untersucht. Dazu wurden Versuchsanordnungen im Labor aufgebaut, die einen blockierten Venenzugang simulierten. Rückflussventile von 5 verschiedenen Herstellern kamen zum Einsatz und es wurden 2 unterschiedliche Durchflussgeschwindigkeiten (0,1 und 1,0 ml/h) ausgewählt. Zwei Versuchsaufbauten wurden konstruiert um in Fall A zu überprüfen, ob das Ventil eine retrograde Kontamination verhindert und in Fall B, ob Bakterien gegen einen Fluss von 2 ml/h wandern können. Als Infusionsflüssigkeiten wurden NaCl und Propofol eingesetzt. Als Testorganismen wurden Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis und Proteus mirabilis verwendet. Zusätzlich wurden routinemäßig benutzte Infusionssysteme aus der Intensivstation auf Kontamination untersucht.

Von 200 getesteten Ventilen schlossen bei einer Fließgeschwindigkeit von 0,1ml/h 23,5 % und bei 1 ml/h 40 % dicht. Bei den anderen Ventilen kam es zu Verzögerungen beim Verschluss oder zu Undichtigkeiten. In Versuchsaufbau A konnten in 30 % der Fälle Bakterien im Ventil detektiert werden. In Versuchsaufbau B war das Schlauchmaterial nahe dem Ventil kontaminiert. Die Bakterienkontamination war wie zu erwarten im Falle einer Propofolinfusion häufiger zu finden. Infusionssysteme zur parenteralen Ernährung und Systeme zur ZVD-Messung waren auch nach einer Standzeit von 72 h nicht kontaminiert. Infusionssysteme zur Gabe von Medikamenten über Infusionssysteme waren schon nach einem Gebrauch von 6 h in 6,7 % der Fälle kontaminiert. Die nachgewiesenen Bakterien waren alle fakultativ pathogen.

Fazit: Rückschlagventile können nicht als Filter für Mikroorganismen angesehen werden. Der Rückfluss kontaminierter Flüssigkeiten und damit eine retrograde Kontamination sind nicht sicher auszuschließen. Somit können nach derzeitigem Stand Rückschlagventile nicht verwendet werden, um IV-Systeme für mehrere Patienten in Folge einsetzen zu können.

Dr. E. Fritz, Dr. Hauer, Freiburg