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DOI: 10.1055/s-0030-1257114
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Besondere Risikofaktoren bei ZVK-assoziierten Septikämien bei Kindern?
Publication History
Publication Date:
21 December 2011 (online)
Rey C et al. Intervention to reduce catheter-related bloodstream infections in a pediatric intensive care unit. Intensiv Care Med 2011; 33: 678 – 685
Die Prävention ZVK-assoziierter Bakteriämien ist einer der krankenhaushygienischen Schwerpunkte in der Intensivmedizin. Viele Studien, die Eingang in die deutschen und internationalen Leitlinien zur Infektionsprävention gefunden haben, stammen aus der Erwachsenenintensivmedizin. Corsino Rey und Mitarbeiter von der Universität Oviedo in Spanien haben daher versucht, in einer prospektiven Interventionsstudie spezifische Risikofaktoren für Katheterinfektionen bei Kindern zu ermitteln und durch eine gezielte Intervention die Infektionsrate zu senken.
Während des 7-jährigen Beobachtungszeitraums wurden in der Studie insgesamt 609 ZVK bei 389 Patienten aufgenommen. Ausgewertet wurde der Zeitraum zwischen Januar 2000 und November 2003 (Präintervention und Risikoanalyse) und von Januar 2003 bis April 2007 (Postintervention). Die Katheteranlage erfolgte im gesamten Zeitraum nach einem standardisierten Protokoll: Händedesinfektion, steriler Kittel, sterile Handschuhe, kleines Abdecktuch, Hautdesinfektion mit 10 % PVP-Jod, Verwendung einer Seldinger-Technik bei der Anlage, Annaht und Verwendung eines Gaze-Verbandes, der alle 2 Tage gewechselt wurde.
Im ersten Beobachtungszeitraum betrug die Katheterinfektionsrate nach CDC/HICPAC-Kriterien 11,94/1000 Kathetertage (95 %-Konfidenzintervall [KI] 7,94 – 15,94/1000). Als modifizierbare spezifische Risikofaktoren konnten mittels Multivarianzanalyse die Gabe parenteraler Ernährungslösungen (Odds Ratio [OR] 3,39; KI 1,4 – 8,19) und die Liegedauer (OR 1,08; KI 1,02 – 1,14) ermittelt werden. Aufgrund dieser Daten wurde versucht, die Liegedauer zu verkürzen und die Gabe parenteraler Ernährungslösungen, wenn vertretbar, zu vermeiden.
Im zweiten Beobachtungszeitraum reduzierte sich die Liegedauer statistisch signifikant (p < 0,001) von 9,92 auf 8,13 Tage und die Gabe von parenteralen Ernährungslösungen ebenso signifikant von 49,8 % auf 26,7 %. Gleichzeitig sank die Rate ZVK-assoziierter Infektion auf 3,05/1000 Kathetertage und die beiden ursprünglichen Risikofaktoren traten in der Multivarianzanalyse nicht mehr als solche in Erscheinung. Stattdessen fand sich der Katheterwechsel über einen Führungsdraht als neuer Risikofaktor (OR 6,66; KI 1,4 – 31,7).
Die Autoren folgern, dass durch die Identifizierung der Risikofaktoren parenterale Ernährung und Liegedauer und eine gezielte Intervention die Infektionsrate deutlich und dauerhaft gesenkt werden konnte.
Fazit: Diese Studie ist aus 2 Gründen methodisch und inhaltlich interessant. Zum einen zeigt sie den bekannten Zusammenhang zwischen Liegedauer und Infektionsrate auch bei Kindern und identifiziert die Gabe parenteraler Ernährungslösungen als Risikofaktor; wobei durch gezielte Intervention eine deutliche Reduktion des Risikos und der Infektionsrate erreicht werden konnte. Zum anderen weist sie aber auf die Notwendigkeit der wiederholten Risikoanalyse hin, da sich nach erfolgreicher Intervention mit dem Katheterwechsel über einen Führungsdraht ein neuer Risikofaktor ergeben hat.In der Praxis bedeutet dies, dass beim Vorhandensein der entsprechenden Ressourcen eine institutsspezifische Auswertung von Risikofaktoren mittels Multivarianzanalyse in regelmäßigen Abständen im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses sinnvoll sein kann. Wo dies nicht möglich ist, bleibt der Analogieschluss der Ergebnisse von Rey et al. und der Versuch, die in der Studie erkannten Risikofaktoren zu reduzieren.
PD Dr. Sebastian Schulz-Stübner, Freiburg