Neuroradiologie Scan 2012; 2(1): 8-9
DOI: 10.1055/s-0030-1257129
Diskussion

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postkommotionelles Syndrom – Identifizierung des neuropathologischen Substrats

Unabhängig von der subjektiven Schwere der Symptome beim postkommotionellen Syndrom (PCS) sind die Befunde mit MRT oder CT im Allgemeinen normal. Der organische Ursprung wird in mikrostrukturellen Schäden der weißen Substanz vermutet, die nicht mit konventioneller Neurobildgebung dargestellt werden können. Smits et al. untersuchten die Möglichkeiten, mit der Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) und hochauflösender, T2w 3-D-Gradientenecho-Sequenzen ein neuropathologisches Korrelat zum PCS zu identifizieren.
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Publication History

Publication Date:
05 January 2012 (online)

Neuroradiology 2011; 53 : 553 – 563

Insbesondere sollte die Schwere der PCS-Symptome mit fokalen Veränderungen der Diffusivität sowie mit Mikroblutungen korreliert werden. Dafür wurden Patienten im Alter von 18 – 50 Jahren mit normalen neurologischen Befunden zur Eingangsuntersuchung, Glasgow-Koma-Scores von 13 – 15 und normalen CT-Befunden des Kopfes innerhalb von 24 hnach der Verletzung prospektiv und konsekutiv in die Studie aufgenommen. Gesunde und passend gewählte Personen bildeten die Kontrollgruppe. Mithilfe des „ Rivermead Postconcussion Symptoms Questionnaire“ (RPSQ) ist die Symptomschwere der PCS-Patienten ermittelt worden. Anhand der DTI-Daten sind Karten für mittlere Diffusivität (MD) und fraktionale Anisotropie (FA) erstellt und auf Unterschiede getestet worden. Zusätzlich verglichen die Untersucher die individuellen MD- und FA-Aufnahmen mit den jeweiligen RPSQ-Ergebnissen.

Insgesamt 20 Patienten konnten durchschnittlich 30,6 Tage nach Eintreten der Verletzung im MRT untersucht werden. Sie waren im Mittel 26,4 Jahre alt, hatten einen RPSQ-Score von durchschnittlich 15 und einen Glasgow-Koma-Score von ebenfalls 15 (n = 13) bzw. 14 (n = 6). Zwischen Patienten und gesunden Kontrollpersonen gab es keine Unterschiede in der MD.

Die Korrelation der MD-Karten mit den RPSQ-Ergebnissen ergab eine Assoziation aus signifikant erhöhter MD und der PCS-Symptomschwere im linken Fasciculus occipitofrontalis inferior, Fasciculus longitudinalis inferior und Fasciculus longitudinalis superior. Es wurde keine MD-Abnahme festgestellt. Eine signifikant reduzierte FA in Assoziation mit der PCS-Symptomschwere wurde festgestellt im rechten Fasciculus uncinatus und Fascicuclus occipitofrontalis inferior, beidseitig im hinteren Schenkel der Capsula interna, im rechten Splenium corporis callosi sowie in der peripheren weißen Substanz mit Nervenfasern, die im Corpus callosum entspringen. Im Verhältnis zur PCS-Symptomschwere gab es keinen signifikanten FA-Anstieg. Mikroblutungen konnten nur bei 1 Patientin diagnostiziert werden. Obwohl sie einen RPSQ-Score von 21 hatte, ließ dieser Einzelfall keine Schlussfolgerungen in Bezug auf das PCS zu.

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