Allgemeine Homöopathische Zeitung 2011; 256(3): 24-26
DOI: 10.1055/s-0030-1257605
Praxis
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Kasus: Hypothyreose, Menière-Krankheit, Gastralgia, Migräne

Alfons Geukens †
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Juni 2011 (online)

Eine Frau, 54 Jahre, kommt am 16. November 2007 in die Sprechstunde.

Patient (P): Ich habe Schilddrüsenprobleme (1), deswegen nehme ich L-Thyroxin ein, und ich habe die Menière-Krankheit. Diesen Schwindel habe ich seit ungefähr 3 Jahren, und zwar hauptsächlich, wenn ich gestresst bin. Einmal bin ich dadurch nachts sogar aufgewacht (2), aber er kann zu jedem Zeitpunkt auftauchen; morgens oder tagsüber… dann nehme ich Betaserc (Betahistin) und warte, bis es vorbei ist.

Therapeut (Dr): Was müssen Sie machen, damit sich der Schwindel bessert?

P: Nichts. Ich kann machen, was ich will, nichts hilft. Ich kann nur abwarten, bis es wieder vorbei ist; der Schwindel bleibt die ganze Zeit (3). Ich war auch mehrere Jahre abhängig von Tranquilizern (4), aber ich habe aufgehört mit diesen Medikamenten und jetzt nehme ich gar nichts mehr von diesen Drogen. Wenn ich nervös bin, fühle ich das in meinem Magen und muss sauer aufstoßen (5).

Wenn ich etwas machen muss, was ich nicht gerne mache, oder wenn ich ängstlich bin, fühle ich das sofort in meinem Magen (6). Immer wenn ich meine Emotionen unterdrücke, fühle ich das in meinem Magen (7).

Dr: Also, wenn Sie ängstlich sind, fühlen Sie das in Ihrem Magen?

P: Ja. Auf der Arbeit ist das kein Problem. Dort bin ich sehr selbstsicher. Wenn ich verärgert bin, ich meine, wenn ich meine Wut nicht äußern kann, bekomme ich Magenschmerzen (8).

Dr: Wenn ich Sie richtig verstehe, bekommen Sie Magenschmerzen, wenn Sie Ihre Wut unterdrücken?

P: Ja, aber auch wenn ich ängstlich bin. Wenn ich im Auto fahre, bekomme ich Angst; mein Mann fährt immer… diese Angst im Auto habe ich seit einem Unfall (9). Ich dachte, wir würden beide tot sein, und seitdem habe ich diese Angst…

Dr: Sie haben sich also erschreckt?

P: Ja. Wenn wir mit dem Wohnmobil in den Urlaub fahren, bin ich sehr angespannt. Bis wir da sind, dann ist es in Ordnung (10).

Dr: Was fühlen Sie genau in Ihrem Magen?

P: Krämpfe… Ich habe einen krampfartigen Schmerz in meinem Magen und der erstreckt sich bis zwischen die Schulterblätter (11). Auch regelmäßig einen brennenden Schmerz in meinem Magen und der erstreckt sich nach oben (12). Ich habe auch Migräne. Sie fängt mit einer trüben Sicht an und danach bekomme ich Kopfschmerzen (13).

Aber ich muss Ihnen noch etwas erzählen: Diese Art Magenschmerzen habe ich bereits seit meiner Kindheit. Im Alter von 8 Jahren war es genau der gleiche Schmerz: Magenkrämpfe. Ich wollte nicht in die Schule. Der Schmerz kam, wenn ich in die Schule musste; ich weiß nicht warum, es gab keinen Grund. Vielleicht weil ich zu dick war? Der Lehrer kam zu uns nach Hause, auch der Arzt kam; ich saß auf der Couch und weigerte mich, zur Schule zu gehen (14)… Das werde ich nie vergessen.

Der Arzt meinte, es wäre Stress oder eine Art Angst… Ich weiß es nicht.

Und auch diese Episode in meinem Leben werde ich nie vergessen… Ich erinnere mich daran, wie mein Vater nach Hause kam, er war betrunken und zerbrach einen Stuhl (die Patientin fängt an zu weinen)… Das verletzte mich sehr (weint) (15), meine Mutter verdiente so etwas nicht… Ich kann es nicht ertragen, wenn jemand so unverschämt ist, so beleidigend (16), so grob.

Meine Mutter hatte einen sanften Charakter, sie pflegte ihren Vater, ihren Bruder, der Tbc hatte… Sie hatte ein schweres Leben. Ich hatte immer sehr viel Mitleid mit meiner Mutter (17). Ich war gerne zu Hause, obwohl ich einen sehr schwierigen Charakter hatte. Wenn ich aus der Schule nach Hause kam, sagte ich zu meiner Mutter: „Wenn ich nach Hause komme, muss das Essen auf dem Tisch stehen (18)…” Ich war ein sehr schwieriges Kind. Jetzt habe ich mich geändert, durch meinen Mann. Ihr Mann: „Was sie will, muss gemacht werden…”

Auch was die Kinder betrifft, wir haben 2 Söhne, bin ich zu fordernd, zu herrisch; mein Mann hält mich zurück… Ich bin wirklich sehr diktatorisch. Auch auf meiner Arbeit bin ich sehr dominant.

Wenn ich mich ärgere, ich meine, wenn ich wütend bin und ich halte mich zurück, bekomme ich Magenschmerzen. Ich äußere die Wut nicht, weil ich keinen verletzen möchte. Wenn ich in Rage bin, bereue ich es hinterher (19). Darum halte ich meine Wut unter Kontrolle.

So lange wir verheiratet sind, mehr als 30 Jahre, war ich nie unverschämt zu meinem Mann, wir hatten nie großen Streit… er kann das bestätigen.

Auf der Arbeit kann ich das sein. Aber zu Hause nie. Viele Menschen kommen zu mir, auch meine Kinder, um mit mir zu sprechen. Und ich kann ihnen stundenlang zuhören und mit ihnen reden.

Ihr Mann: „Sie ist so besorgt (20) um andere, sie macht sich zu viele Sorgen. Ich glaube, sie hat zu große Angst, dass mit den Kindern etwas nicht in Ordnung ist. Sie will jedem helfen (21) und möchte alles organisieren.”

Dr: Sie scheinen also leicht beleidigt zu sein?

P: Ja, aber ich zeige es nicht; wenigstens nicht zu Hause (22). Ich habe auch Hitzewallungen (23), vor allem nachts, und ich schwitze viel (24) während dieser Hitzewallungen (Anfang Menopause…).

Dr: Was ist Ihr Beruf?

P: Ich bin Steuerberaterin.

Dr: Sie ertragen also keine Grobheiten, aber Sie selbst können auch nicht grob sein?

P: Stimmt. Aber ich bin zu ängstlich Ich habe Angst, in der Erziehung der Kinder zu versagen (25)… Ich organisiere zu Hause alles; den Kauf eines neuen Autos, die Finanzen usw.

Dr: Gibt es Nahrungsprobleme? Unverträglichkeiten, Verlangen?

P: Ich vertrage kein rohes Gemüse (26) und ich esse sehr gerne Gänseleber (27). Zweimal im Jahr ist meine Nase völlig verstopft: im Herbst (28) und im Frühling (29). Die Nase ist dann tags und nachts verstopft und ich muss ein Spray benutzen. Auch wenn ich Alkohol trinke (30), ist meine Nase verstopft. Und wenn ich Kaffee trinke (31), kann ich nicht schlafen. Wenn ich Alkohol trinke, habe ich auch eine Art Brennen im Magen, das sich nach oben erstreckt.

Mit 42 Jahren hat man meine Gebärmutter herausgenommen, weil ich Fibrome hatte (32), und seit letztem Jahr habe ich einen Prolaps der Blase; manchmal mit unfreiwilligem Harnverlust.

Dr: Sie waren also ein schwieriges Kind?

P: Ja und ich habe mich sehr oft bei meiner Mutter für mein Verhalten als Kind entschuldigt… Ich bin sehr mitfühlend.