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DOI: 10.1055/s-0030-1261716
Klinisches Reasoning – Ergotherapeuten denken auf zwei Ebenen
Publication History
Publication Date:
06 July 2010 (online)
Ergotherapeuten behandeln häufig Kinder mit Lernproblemen, Wahrnehmungsstörungen, Koordinationsstörungen oder Dyspraxie.
Dr. Jodie Copley und ihr Team von der University of Queensland, Australien, haben dazu eine qualitative Studie durchgeführt. Sie wollten herausfinden, wie und aus welchen Gründen Therapeuten verschiedene Interventionsmethoden mit diesen Klienten umsetzen. 11 Ergotherapeuten mit einer durchschnittlichen Berufserfahrung von 9,6 Jahren in der Pädiatrie nahmen an der Studie teil. Sie füllten Fragebögen aus, wurden interviewt und während ihrer Interventionen beobachtet. Dabei haben Copley und ihre Kollegen herausgefunden, dass Ergotherapeuten gleichzeitig auf zwei Ebenen denken. Die erste Ebene ist eher praktisch und verläuft fast automatisch: Während die Therapeutin das Kind und seine individuelle Situation kennenlernt, setzt sie praktische Strategien ein, um dem Kind schnelle Handlungsmöglichkeiten für zu Hause oder in der Schule anzubieten. Die zweite Ebene ist eine Kombination aus theoretischem Wissen und intuitivem Denken anhand eigener Erfahrungen. Obwohl alle Therapeuten über die evidenzbasierte Praxis sprachen, sahen manche von ihnen auch die eigenen Erfahrungen als Evidenz an. Die Interventionsentscheidungen wurden hauptsächlich vom Kind beeinflusst, der Umwelt und den strukturellen Gegebenheiten wie beispielsweise von den Räumlichkeiten oder vom in der Praxis üblichen Ansatz. Da die Forscher das Denken auf zwei Ebenen während der Intervention als wichtig erkannt haben, schlagen sie vor, diese Art von Denken in der Ausbildung zu diskutieren. Außerdem sollten die Schüler und Studenten Strategien erlernen, wie sie dieses Denken in der Praxis einsetzen können.
akb