Zukünftige Psychotherapeuten? Eine Befragung deutscher Psychologiestudierender zu ihren beruflichen Plänen und der Motivation zur Berufswahl Psychotherapeut
Future Psychotherapists? Vocational Plans and Motivation for Choosing Psychotherapy as a Career in German Psychology StudentsHeide Glaesmer1
, Lena Spangenberg1
, Astrid Sonntag1
, Elmar Brähler1
, Bernhard Strauss2
1Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
2Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie
Hintergrund: Psychologiestudierende stellen die größte Gruppe potenzieller Psychotherapeuten dar. Es gibt kaum Studien über ihre beruflichen Pläne und das Interesse an einer psychotherapeutischen Ausbildung.
Methode: 480 Psychologiestudierende wurden mittels eines selbst entwickelten Fragebogens zu beruflichen Vorstellungen befragt.
Ergebnisse: 90% der Befragten berichten Interesse an klinischen Tätigkeiten und der Psychotherapieausbildung. Insbesondere die Verbesserung therapeutischer Kompetenzen und beruflicher Aussichten spricht aus ihrer Sicht für, die gegenwärtige Ausbildungssituation gegen die Ausbildung. Die Verfahrenspräferenz der Ausbildungsinteressenten (38% Verhaltenstherapie, 19% psychodynamische Verfahren) hängt signifikant mit ihrem psychotherapeutischem Wissen, universitären Ausbildungsinhalten sowie persönlichen Merkmalen zusammen.
Schlussfolgerung: Psychologiestudierende berücksichtigen Rahmenbedingungen der Berufsausübung und Ausbildung als Psychologe bzw. Psychotherapeut, wenn sie über ihre berufliche Zukunft befragt werden.
Abstract
Background: In Germany psychology students can be seen as the major personal resource in psychotherapy. Nevertheless there are few studies on their vocational plans and their interest in psychotherapeutic training.
Method: 480 psychology students completed a self-developed questionnaire on their career expectations.
Results: 90% of respondents report interest in clinical work and psychotherapeutic training. Most frequently they mention improving therapeutic competencies and career options as pros and current training requirements as cons. Their theoretical orientation (38% behaviour therapy, 19% psychodynamic therapy) is associated with their psychotherapeutic knowledge, study conditions and respondent's characteristics.
Conclusions: Psychology students consider working and training conditions for psychologists and psychotherapists, when thinking about their future career.
career choice - psychotherapy training - psychology students - vocational plans
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1 Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten werden zusammenfassend als Psychotherapeuten bezeichnet.
2 Vor dem Hintergrund des 10-jährigen Bestehens des PsychThG und veranlasst durch die Bologna-Reform, die mit der Einführung neuer Studienabschlüsse (Bachelor, Master) eine Neuregelung der bisherigen Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung zum Psychotherapeuten erfordert, wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit ein Forschungsgutachten zur Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie durchgeführt; siehe auch [16].
3 w2=χ2/N; w2=bis 0,01 kleiner Effekt, w2= bis 0,09 mittlerer Effekt, w2= bis 0,25 großer Effekt [24].
4 Nach eigenen Recherchen sind von derzeit 45 Lehrstühlen im Fach Klinische Psychologie/ Psychotherapie 41 verhaltenstherapeutisch und 4 psychodynamisch ausgerichtet.