Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A49
DOI: 10.1055/s-0030-1262021

Palliativmedizinisches Management und Prognose von männlichen Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom

R Förster 1, F Förster 2, V Wulff 3, B Schubotz 4, R Lange 4, JO Habeck 5, D Baaske 6, C Rudlowski 7
  • 1Karlsuniversität Prag, 1. Medizinische Fakultät, Prag, Tschechische Republik
  • 2Poliklinik GmbH, Schwerpunktpraxis für Gynäkologische Onkologie und Palliativmedizin, Chemnitz, Deutschland
  • 3Südwestsächsisches Tumorzentrum, Zwickau, Deutschland
  • 4Tumorzentrum, Chemnitz, Deutschland
  • 5Klinikum Chemnitz, Institut für Pathologie, Chemnitz, Deutschland
  • 6Klinikum Chemnitz, Klinik für Radioonkologie, Chemnitz, Deutschland
  • 7Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Bonn, Deutschland

Einleitung: Nur ca. 1% der Mammakarzinome finden sich bei Männern, entsprechend etwa 400–500 Neuerkrankungen in Deutschland. Bisher sind keine Untersuchungen zum palliativmedizinischen Management und zur Prognose von männlichen Patienten mit Mammakarzinom publiziert; insbesondere nicht zum Stellenwert der systemischen Therapie vs. Best Supportive Care (BSC).

Patienten und Methoden: Klinisch-pathologische Tumorcharakteristika, Behandlungskonzepte und Follow-up von MBC-Patienten (N=127) wurden von den TZ Chemnitz und Zwickau zwischen 1995 und 2009 dokumentiert und statistisch ausgewertet (Χ2 test; Log-Rank test).

Ergebnisse: 37Männer hatten die Diagnose metastasiertes Mammakarzinom, dazu 13 (35,1%) primär. Die häufigsten Metastasierungsorte waren Knochen (n=20), Lunge (n=20) und Leber (n=14). Die palliativmedizinische Komplexbehandlung umfasste neben Chemotherapie (CT), endokriner Therapie (ET), Radiatio auch die medikamentöse Schmerztherapie und Bisphosphonatgabe; des Weiteren Bluttransfusionen, Pleurapunktion, Pleurodese, sowie komplementäre Maßnahmen und Physio-, Ergo-, und Psychotherapie. Mittels systemischer Therapien [CT+ET] + BSC (n=24; 64,9%) konnte die Prognose gegenüber alleiniger BSC (n=13; 35,1%) signifikant verbessert werden (p=0,001); unabhängig von den initialen Tumorcharakteristika (T;N;G). Primär metastasierte Patienten hatten eine im Trend ungünstigere Prognose (p=0,09). Das mediane Überleben im Gesamtkollektiv betrug 37 Monate. Das mediane Überleben für systemische Therapie + BSC vs. BSC allein betrug: 69 Monate vs. 3 Monate.

Diskussion: In der palliativen Therapie des metastasierten Mammakarzinoms des Mannes sollte wenn möglich eine systemische Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Lebensverlängerung durchgeführt werden.

Solang es der Performance-Status zulässt, besitzen die systemischen Therapien einen festen Stellenwert im palliativmedizinischen Management. In Ermangelung von Daten sollte sich die Art der systemischen Therapie an den Leitlinien für Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom orientieren.