Gesundheitswesen 2010; 72 - V179
DOI: 10.1055/s-0030-1266359

Regionale Unterschiede in der Prävalenz des Typ 2-Diabetes mellitus: Ergebnisse aus sechs populationsbasierten Studien in Deutschland (DIAB-CORE Verbund)

S Schipf 1, A Werner 1, H Völzke 1
  • 1Ernst Moritz Arndt Universität, Institut für Community Medicine, Greifswald

Hintergrund: Populationsbezogene Daten zur regionalen Verteilung des Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) in Deutschland gibt es kaum. Ein Zusammenschluss von populationsbasierten Studien aus Regionen Deutschlands im DIAB-CORE Verbund des Kompetenznetz Diabetes mellitus ermöglicht erstmals Schätzungen zur Prävalenz des T2DM und dessen Variabilität in unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Methoden: Daten aus sechs Kohortenstudien mit Basiserhebungen zwischen 1997 und 2006 wurden analysiert: Im Nordosten Deutschlands die Study of Health in Pomerania [SHIP], in Mitteldeutschland die Cardiovascular Disease, Living, and Ageing in Halle Study (CARLA), im Westen die Heinz Nixdorf Recall Study [RECALL], die Dortmunder Gesundheitsstudie [DO-GS]; im Süden die Kooperative Gesundheitsstudie im Raum Augsburg [KORA]. Als überregionale Referenzstudie diente der Bundesgesundheitssurvey 1998 [BGS 98]. Probanden im Alter zwischen 45 und 74 Jahren wurden berücksichtigt. Ein T2DM wurde anhand der Selbstauskunft eines ärztlich diagnostizierten Diabetes oder einer antidiabetischen Medikation definiert. Die Prävalenz wurde alters- und geschlechtsspezifisch geschätzt mit 95% Konfidenzintervall (95% KI) und auf die Deutsche Bevölkerung (31.12.2007) standardisiert. Ergebnisse: Von 15.128 Probanden hatten 1.287, davon 676Männer und 611 Frauen, einen prävalenten T2DM, entsprechend einer altersstandardisierten Prävalenz von 8,5% (8,1%-9,0%) bzw. 9,1% (7,4%-9,7%) bei Männern und 8,0% (7,4%-8,6%) bei Frauen. Die höchste standardisierte Prävalenz zeigte sich im Nordosten und in der Region Halle: in SHIP mit 10,8% (9,6%-12,1%), [Männer 11,9%, Frauen 9,8%]; in CARLA mit 11,4% (9,6%-13,1%), [Männer 12,4%, Frauen 10,4%]. Die Prävalenz für den Westen: in DO-GS mit 9,6% (7,6%-11,5%), [Männer 11,1%, Frauen 7,9%]; in RECALL mit 7,9% (7,1%-8,6%), [Männer 9,3%, Frauen 6,5%]. Die niedrigste Prävalenz fand sich im Süden in KORA mit 5,8% (4,9%-6,7%), [Männer 6,1%, Frauen 5,5%]. Im Vergleich zur regionalen Prävalenz wurde der BGS 98 herangezogen mit einer bundesweiten Prävalenz von 8,5% (7,6%-9,4%), [Männer 8,4%, Frauen 8,6%]. Schlussfolgerungen: Die Schätzungen der Prävalenz des T2DM weisen einen Nord-Süd- und einen Ost-West-Gradienten innerhalb Deutschlands auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.