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DOI: 10.1055/s-0030-1268103
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Otitis media – Begünstigen Paukenröhrchen die Entwicklung von Cholesteatomen?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
21. Oktober 2010 (online)
Etwa 1% aller Kinder mit Paukenröhrchen entwickelt ein Cholesteatom. Bisher wurde kontrovers diskutiert, ob ein ursächlicher Zusammenhang besteht. Spilsbury et al. haben dies in einer retrospektiven Untersuchung überprüft. Laryngoscope 2010; 120: 625–630
Die Einlage von Paukenröhrchen (Ventilation Tube Insertion=VTI) ist regional unterschiedlich populär. In West-Australien erfolgt sie bei 8,4% der Kinder bis zum 15. Lebensjahr mindestens 1-mal. Spilsbury et al. ermittelten im Rahmen eines Qualitätssicherungsprojekts Daten von 45980 Patienten, die nach 1980 geboren und wegen einer Otitis media mit Paukenröhrchen behandelt worden waren.
In 460 Fällen (1%) entwickelte sich ein erworbenes Cholesteatom. Die Diagnose wurde durchschnittlich 9,1 Jahre nach der VTI gestellt. Bei der VTI waren die Kinder durchschnittlich 3 Jahre alt. Die Anzahl der VTI war mit der Wahrscheinlichkeit für ein Cholesteatom assoziiert. Die kumulative Inzidenz betrug bei 1-maliger VTI 0,9% (CI: 0,8–1,0), nach 2 Eingriffen 2,1% (CI: 1,6–2,3) und 4 oder mehr VTI 5,2% (CI 4,0–6,7). Dies galt nicht bei Kindern mit einer Gaumenspalte. Das Cholesteatom-Risiko nach VTI war für diese Patienten unabhängig von der Anzahl der Eingriffe (HR: 1,2; CI: 0,3–4,5).
Auch das Lebensalter war bedeutsam: Die Häufigkeit der Cholesteatome nahm mit jedem Lebensjahr vor der 1. VTI um 10% zu. Lange Intervalle zwischen mehreren VTI begünstigten Cholesteatome ebenfalls. Bei 2 VTI im Abstand von 2 Jahren war die Wahrscheinlichkeit 21% höher als bei einem Intervall von nur 1 Jahr. Kinder in ländlichen Gegenden entwickelten in 43% der Fälle öfter Cholesteatome als solche in städtischen Gebieten. Eine Adenoidektomie verringerte das Risiko um 27%. Das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit oder die Diagnose vor der VTI beeinflussten die Resultate nicht.