Notfallmedizin up2date 2011; 6(1): 21-34
DOI: 10.1055/s-0030-1270882
Reanimation

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erweiterte Reanimationsmaßnahmen (ALS) bei Erwachsenen – neue Leitlinien

Stefan Braunecker, Matthias Fischer, Bernd W. Böttiger
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Publikationsdatum:
21. März 2011 (online)

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Kernaussagen

Die Anwendung der erweiterten Reanimationsmaßnahmen setzt die Basisversorgung des Patienten wie im BLS beschrieben voraus. Die Durchführung qualitativ hochwertiger und kontinuierlicher Thoraxkompressionen zur Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufs ist von entscheidender Bedeutung für das Überleben des Patienten. Um die Überlebenswahrscheinlichkeit weiter zu verbessern, sollen Unterbrechungen der Thoraxkompression vermieden oder minimiert werden.

Defibrillation

Ein vorgegebener Zeitraum von routinemäßiger Reanimation vor der ersten Rhythmusanalyse und der ersten Defibrillation wird nicht mehr empfohlen. EKG‐Rhythmen in Zusammenhang mit einem Kreislaufstillstand werden in 2 Gruppen eingeteilt:

defibrillierbare Rhythmen:

  • Kammerflimmern

  • pulslose ventrikuläre Tachykardie

nicht defibrillierbare Rhythmen:

  • Asystolie

  • pulslose elektrische Aktivität

Um die Unterbrechung der Thoraxkompressionen zu minimieren, wird bei Vorliegen eines defibrillierbaren Rhythmus bis zum vollständigen Laden des Defibrillators die Durchführung der Thoraxkompressionen fortgesetzt.

Reversible Ursachen eines Kreislaufstillstands

Nach Beginn der Reanimationsmaßnahmen sollte das Vorliegen von reversiblen Ursachen für das Auftreten eines Kreislaufstillstands ausgeschlossen werden. Zu den reversiblen Ursachen gehören:

  • Hypoxie

  • Hypovolämie

  • Hypothermie

  • Hypo-/Hyperkaliämie

  • Herzbeuteltamponade

  • Intoxikation

  • Thrombose

  • Spannungspneumothorax

Ventilation

Aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit für eine unbemerkte ösophageale Fehlintubation (6 bis 17 %) sollte die endotracheale Intubation nur von erfahrenem und in der Anwendung regelmäßig trainiertem Personal vorgenommen werden. Die korrekte Tubuslage sollte durch endtidale CO2-Detektoren mit grafischer Kurvendarstellung gesichert werden. Alternativ können supraglottische Atemwegshilfen wie Larynxmasken, Kombituben oder Larynxtuben verwendet werden.

Sauerstoff

Um die Versorgung der lebenswichtigen Organe während der Reanimation zu verbessern, sollte die Beatmung mit einer möglichst hohen Sauerstoffkonzentration erfolgen. Sobald die Sauerstoffsättigung im Blut zuverlässig bestimmt werden kann, sollte die inspiratorische Sauerstoffkonzentration so angepasst werden, dass die arterielle Sauerstoffkonzentration bei 94 bis 98 % liegt.

Medikamente während der CPR

Adrenalin ist das Medikament der ersten Wahl bei Vorliegen eines Kreislaufstillstands jeglicher Ursache. Während des ALS‐Algorithmus wird die Gabe von 1 mg alle 3 – 5 Minuten empfohlen. Die Gabe erfolgt entweder intravenös oder intraossär. Eine endobronchiale Gabe von Adrenalin wird nicht mehr empfohlen.

Zusätzlich zum Adrenalin wird nach der dritten Defibrillation die Gabe von 300 mg Amiodaron empfohlen. Alternativ können 100 mg Lidocain verabreicht werden. Die Anwendung von Atropin bei Asystolie oder einer pulslosen elektrischen Aktivität wird nicht mehr empfohlen.

Bei Verdacht auf Lungenembolie bzw. nachgewiesener Lungenembolie sollte eine Thrombolyse auch während der CPR erwogen werden.

Literatur

Stefan Braunecker

Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Köln

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50937 Köln

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