40% aller colorectalen Neoplasien sind flach. Flache Neoplasien sind schwer zu entdecken
und können durch Chromoendoskopie besser erkannt werden. Die Pit-pattern-Klassifikation
(Kudo) hat eine histologische Voraussage dieser Läsionen ermöglicht. Kashida (2009)
schlug eine Klassifikation der mikrovaskulären Oberflächenstruktur durch Narrow-Band-Imaging
vor. Ziel der prospektiven Studie war, Chromoendoskopie (Indigokarmin) und NBI (Narrow
Band Imaging) auf ihre Aussagekraft bei flachen Läsionen zu vergleichen
In die Studie wurden nur flache Läsionen >5mm eingeschlossen. Darunter gehörten flache
Adenome, laterally spreading tumours (LST) und sessil serratierte Läsionen. Bei 77
Patienten wurden 97 flache Polypen diagnostiziert. 4 Polypen wurden wegen nicht ausreichender
Dokumentation ausgeschlossen. Die Coloskopie erfolgte mit Olympus Videoendoskopen
(Serie 180) mit HDTV und NBI. Polypen wurden nach Größe, Typ (Paris-Klassifikation),
Gefäßarchitektur (NBI) und Pit-pattern-Klassifikation charakterisiert.
93 Polypen wurden evaluiert. 57 Polypen (61%) waren tubuläre Adenome, 8 Polypen (8,6%)
tubulo-villöse Adenome, 13 Polypen (14% sessil serratierte Läsionen), 6 Polypen (6,5%)
hyperplastisch und 9 (9,7%) maligne; knapp 50% der flachen Läsionen befanden sich
im rechten Colon.
Beide Methoden (NBI und Chromoendoskopie) konnten sessil serratierte Adenome nur unzureichend
bestimmen. Da die charakteristischen Veränderungen dieser Adenome in den basalen Abschnitten
und nicht an der Oberfläche liegen, wurden sessil serratierte Läsionen ausgeschlossen.
Chromoendoskopie und Pit-pattern-Klassifikation konnten in knapp 90% die Neoplasie
richtig einschätzen. 66,7% der benignen Polypen konnten richtig identifiziert werden
mit dieser Methode (Spezifität 66,7%). Im Vergleich dazu gelang die korrekte Einschätzung
der neoplastischen Polypen mit NBI und Gefäßmuster nur in 76,1%.
Resümee: Chromoendoskopie war in der Charakterisierung flacher Polypen der NBI-Technik überlegen.
Flache Läsionen wurden durch NBI häufig falsch-positiv und falsch-negativ eingeschätzt,
In dieser Studie wurden die positiven japanischen Studien nicht bestätigt. Eine Ursache
kann in unterschiedlichen Endoskopiesystemen liegen, da das Olympus Lucera-System
(Japan) mit einem optischen Zoom ausgestattet ist.