Aktuelle Urol 2011; 42(6): 374-377
DOI: 10.1055/s-0031-1271543
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Gibt es den symptomlosen Nierenstein?

Asymptomatic Renal Stones: Do they really Exist?S. Seseke1 , R. Rudolph2 , U. Rebmann3
  • 1Praxis für Urologie, Halle
  • 2Praxis für Urologie, Annaberg-Buchholz
  • 3Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie, Diakonissenkrankenhaus Dessau
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Juli 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Symptomlose Nierensteine ohne Beschwerden wie Koliken, Hämaturie und Harnweginfekte zeigen sich als Zufallsbefund in ­Routine- und Vorsorgeuntersuchungen. Ziel der Studie war es zu überprüfen, welche Patienten im Untersuchungszeitraum symptomatisch und behandlungsbedürftig wurden. Darüber hinaus sollten für den Patienten nicht unmittelbar auffällige Befunde wie Parenchymschäden und konsekutive Nierenfunktionsstörungen aufgezeigt werden. Material und Methode: In einer prospektiven Studie wurden 104 Patienten mit Nierenkelchsteinen untersucht. Anamnese und bildgebende Verfahren, sowie funktionsdiagnostische Untersuchungen und entsprechende Laborparameter wurden in einem Erhebungsbogen erfasst und ausgewertet. Der Einfluss von Steingröße und Lokalisation auf Symptomausbildung, Nierenfunktion und Narbenbildung wurde untersucht. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die bildlich und / oder funktionsdiagnostisch dargestellten Veränderungen eine Erhöhung des Kreatininwertes nach sich zogen. Die Beobachtungen erstreckten sich über einen Zeitraum von mindestens 12, bis zu maximal 48 Monaten (Median 25 Monate). Ergebnisse: Von den 104 untersuchten, primär asymptomatischen Patienten entwickelten 27 (26,0 %) im Untersuchungszeitraum die typischen Symptome (Koliken, Hämaturie, Harnwegsinfekte), wobei mittlere Kelchsteine mit einer Größe von durchschnittlich 9,8 mm das höchste Risiko bargen. Ein Steinwachstum wurde bei 39 Patienten (37,5 %) festgestellt. Eine regionale Parenchymschädigung wurde bei 36,6 % der Patienten nachgewiesen, bei diesen Patienten war die Wahrscheinlichkeit einer Nierenfunktionsstörung signifikant erhöht (p = 0,012). Schlussfolgerung: Auch der asymptomatische Nierenstein bedarf regelmäßiger fachärztlicher Kontrolle, um Steinwachstum und Harnweginfekte und damit nachfolgende Beeinträchtigung der Nierenfunktion zu vermeiden. 

Abstract

Background: Asymptomatic renal calculi without any history of colic, hematuria or infection can be found as an incidental finding during preven­tive check-ups. The aim of our study was to eval­uate whether these stones provoke symptoms with the need for further treatment during the follow-up and whether they cause cortical defects which may consecutively affect the renal func­tion. Patients and Methods: In a prospective study we evaluated 104 patients with renal calculi. The ­medical history, radiological findings and functional imaging as well as urine and blood analyses were recorded and evaluated. The influence of stone size and localisation on the development of acute stone-related symptoms, renal function and renal scarring were evaluated. Furthermore, we analysed whether localised pathological findings in radiographic or functional imaging may influence the creatinine level. The follow-up was be­tween 12 and 48 months (median: 25 months). Results: During the study period 27 / 104 of our patients (26 %) developed symptomatic events (renal colic, hematuria, infection) in which patients with middle pole calculi with a mean ­cumulative stone diameter of 9.8 mm had the ­highest risk. A localised renal scarring could be found in 36.6 %. These patients had a significantly higher risk in presenting an increased creatinine level. Increasing stone size was diagnosed in 39 cases (37.5 %). Conclusions: Asymptomatic renal stones have to be controlled regularly in order to prevent the ­patient from loss of renal function and hypertension caused by increasing stones or urinary tract infection. 

Literatur

Dr. S. Seseke

Praxis für Urologie

Große Nikolaistraße 1

06108 Halle