Via medici 2011; 16(1): 7
DOI: 10.1055/s-0031-1271870

Hätten Sie’s gewusst? – Sind Zuckerersatzstoffe ungesund?

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Publikationsdatum:
24. Januar 2011 (online)

Wer hektoliterweise Diät-Cola konsumiert, hofft darauf, dass er trotz süßem Genuss nicht zunimmt. Tut man seinem Körper mit dem Konsum von Zuckerersatzstoffen enthaltenden Light-Produkten wirklich etwas Gutes? Oder ist das Gegenteil wahr? Diese Frage stellten wir Prof. Jürgen Stein, Leiter der Klinik für Viszeral- und Ernährungsmedizin in Frankfurt/Main.

Was sind eigentlich Zuckerersatzstoffe und wo sind sie drin?

Prof. Stein: Es gibt zwei Gruppen von Zuckerersatzstoffen: Süßstoffe wie Aspartam und Cyclamat sind synthetische oder aus natürlichen Grundstoffen hergestellte Verbindungen, die viel süßer sind als Zucker, aber kaum oder keine Kalorien enthalten. Zuckeraustauschstoffe wie die Zuckeralkohole Fruktose oder Sorbit sind auch süßer als Zucker, haben aber einen ähnlichen Kaloriengehalt. Gemeinsam ist beiden, dass sie den Blutzucker- und Insulinspiegel kaum oder nicht beeinflussen, was gerade für Diabetiker optimal ist. Enthalten sind Zuckerersatzstoffe in kalorienreduzierten Lebensmitteln wie Erfrischungsgetränken, Süßigkeiten, Milchspeisen und Obstkonserven.

Können diese Stoffe Krankheiten auslösen?

Prof. Stein: Es gibt Studien an Nagetieren, die den Verdacht schüren, dass Süßstoffe gesundheitsbedenklich sein könnten. Aufgrund dieser Arbeiten hat die Europäische Union alle Studien zum Thema Aspartam von einer Kommission überprüfen lassen und dabei festgestellt, dass die Vorwürfe nicht haltbar sind. Aspartam wird daher von der EU als unbedenklich eingestuft. Auch die Behauptung, Cyclamat könnte bei übermäßigem Konsum Blasenkrebs auslösen, ist widerlegt. In den Studien waren die eingesetzten Dosen an Zuckerersatzstoffen viel zu hoch, daher können die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen werden. Im Raum steht zudem die Behauptung, dass Fruktose über einen Anstieg des Serotoninspiegels Depressionen verursachen könnte. Diese Hypothese ist in ihrer pathophysiologischen Begründung aber nicht schlüssig. Für die Verursachung von Allergien und Kopfschmerzen gibt es ebenfalls keine Belege.

Sind Light-Produkte mit Zuckerersatzstoffen also unbedenklich?

Prof. Stein: Mit Fruktose sollte man vorsichtig sein. Jüngst wurde nachgewiesen, dass Produkte, die sehr viel Fruktose enthalten, zu Leberverfettung und -entzündung führen können. Zudem sollte man sich bewusst machen: Fruktose kann das kurzfristige Sättigungsgefühl, im Gegensatz zu normalem Zucker, nicht aktivieren. Die Leute essen zwar diese Produkte, nehmen letztlich aber mehr zu sich, weil sie langsamer satt werden.

Sollten wir allgemein auf Produkte mit Zuckerersatzstoffen verzichten?

Prof. Stein: Ja, weil sie den Menschen ein falsches Sicherheitsgefühl suggerieren. Durch ihren Konsum abzunehmen, funktioniert nicht. Zumindest gibt es keine Studien, die dies überzeugend belegen. Jemand, der sich normal ernährt, wird auch von einem Stück Würfelzucker nicht krank und dick. Besonders gefährlich finde ich die Verwendung von Zuckerersatzstoffen in Kindernahrung, da gerade im frühen Lebensalter Geschmackspräferenzen geprägt werden. Im Erwachsenenalter reicht dann die normale Süße einer Speise nicht mehr aus, um das Verlangen danach zu stillen. Die Nahrungsmittel müssen so immer süßer werden, um den Verbraucher zu befriedigen. Das ist ein zuckersüßer Teufelskreis.

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