Pneumologie 2011; 65 - P443
DOI: 10.1055/s-0031-1272183

Anstieg von Procalcitonin bei neuroendokrinem Lungenkarzinom ohne Hinweise auf schweren Infekt oder Sepsis

C Boch 1, H Wurps 1, J Kollmeier 1, W Ammenwerth 1, N Schönfeld 1, C Thamm 2, R Holger 2, TT Bauer 1
  • 1HELIOS Klinikum Emil von Behring, Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn
  • 2Berlin

Einleitung:

Die Bestimmung von Procalcitonin (PCT), das Prohormon von Calcitonin, aus dem Serum hat eine feste Bedeutung in der Diagnose und Therapie der bakteriellen Sepsis. Unter normalen metabolischen Bedingungen sind Serumkonzentrationen von PCT <0,5µg/l, Werte >2,0µg/l sind hinweisend auf eine bakterielle Sepsis.

Fallbericht:

Ein 55-jähriger Mann mit einem nicht kleinzelligen neuroendokrinen Lungenkarzinom des linken Lungenoberlappen entwickelt Serumwerte von PCT >3,0µg/l, ohne gleichzeitig klinisch, laborchemisch oder in der Bildgebung einen Anhalt für eine Sepsis oder eine schwere fokale bakterielle Infektion zu geben. Zu dem Zeitpunkt der ersten PCT-Bestimmung befand sich der Patient vor der Einleitung einer zweiten Linie Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid, nachdem zuvor mittels PET-CT ein Tumorprogress mit Nachweis eines neu aufgetretenen Pleuraergusses links erfolgt war. Zu diesem Zeitpunkt lag das Serum-PCT bei 3,05µg/l, ohne laborchemische Hinweise auf eine schwere Infektion oder Sepsis (CRP 12mg/l, Leukozyten 8,9 G/l, Temp 37,2°C).

Im weiteren Verlauf entwickelte der Patient eine poststenotische Pneumonie mit einer Oberlappenatelektase. Zur Therapie der Atelektase wurde in der Folge eine Radiatio mit insgesamt 39Gy durchgeführt. Nach daraufhin erfolgtem Abheilen der Pneumonie, einem Abfall des CRP auf <5mg/l bei Leukozyten von 7,0 G/l und ohne klinischen Hinweis auf ein weiteres Infektionsgeschehen wurde das PCT im Serum mit 5,36µg/l weiterhin deutlich erhöht bestimmt.

Schlussfolgerung:

In unserem Fahl wurde bei einem Tumorpatienten wiederholt ein PCT >2,0µg/l gemessen, ohne dass der Patient klinisch septisch war oder andere laborchemische Infektionsparameter vorlagen. Das PCT wurde hier sicher falsch positiv gemessen. Ob dies im Sinne einer Paraproteinämie oder einer Induktion von PCT zu verstehen ist bleibt Gegenstand der Diskussion.