Pneumologie 2011; 65 - V294
DOI: 10.1055/s-0031-1272259

Tuberkulose im Gesundheitswesen – aktuelle Ergebnisse des TB-Registers

A Nienhaus 1, A Schablon 2, FC Ringshausen 3
  • 1Universitätsklinikum Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Eppendorf, Epidemiologie und Versorgungsforschung für Gesundheitsberufe, Hamburg Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
  • 2Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg
  • 3Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Medizinische Klinik III, Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin

Hintergrund:

Beschäftigte im Gesundheitswesen (BiG) werden, sofern sie Kontakt zu TB-Patienten oder infektiösen Materialien haben, entsprechend der Biostoffverordnung durch Betriebsärzte untersucht. Ergebnisse dieser Untersuchungen werden im Betriebsärztenetzwerk-Tuberkulose (BÄN.TB), das seit Januar 2006 besteht erfasst.

Zielsetzung:

Ziel des Registers ist es, Prävalenz, Inzidenz und Progressionsrisiko der latenten Tuberkulose Infektion (LTBI) zu einer aktiven TB abzuschätzen.

Methode:

Betriebsärzte übermitteln die Untersuchungsergebnisse anhand eines standardisierten Fragebogens in pseudoannomysierter Form an das BÄN.TB. Die inzidenten Fälle werden über 5 Jahre nach verfolgt. Die Diagnose einer LTBI erfolgt mit den kommerziell verfügbaren Interferon-γ Release Assays (IGRA): Quantiferon Gold in Tube (QFT) oder TSPOT.TB. Bei positivem IGRA erfolgt zum Ausschluss einer aktiven TB ein Röntgenthorax.

Ergebnisse:

Bisher haben 43 Betriebsärzte insgesamt 2400 BiG mit dem IGRA auf eine LTBI untersucht. Die Prävalenz der LTBI liegt bei 9,9% und steigt mit dem Alter (p<0,0001). Von 548 BiG liegen Doppeluntersuchungen vor. Die Konversionsrate beträgt 4,0% und die Reversionsrate 6,2%. Bei 10,2% der doppelt untersuchten BiG waren beide IGRA positiv. Der mittlere Zeitraum zwischen den Untersuchungen betrug 12 Monaten (Std 4 Monate). Eine aktive Tuberkulose bei Durchführung des ersten IGRA sowie eine Progression einer LTBI zu einer aktiven TB wurden bisher nicht beobachtet. Das jährliche Progressionsrisiko bei positivem IGRA beträgt unter 1% (p für Binomial Test=0,004).

Schlussfolgerung:

Die Prävalenz der LTBI bei den Beschäftigten im Gesundheitsdienst ist gering. Die Neuinfektionsrate scheint hoch. Sie ist jedoch geringer als die Reversionsrate. In Niedrig-Inzidenzländern mit einer gesunden Population wie den BiG scheint das Progressionsrisiko entweder gering zu sein oder die Neuinfektionsrate wird durch die einfache dichotome Interpretation der IGRA überschätzt.