Pneumologie 2011; 65 - P266
DOI: 10.1055/s-0031-1272273

Charakteristika von Enterobacter cloacae Pneumonien auf Intensivstationen

JK Hennigs 1, HJ Baumann 1, S Schmiedel 2, I Sobottka 3, S Kluge 4, H Klose 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, II. Medizinische Klinik, Sektion Pneumologie
  • 2I. Medizinische Klinik Bernhard-Nocht-Klinik für Tropenmedizin – Hamburg
  • 3Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene – Hamburg
  • 4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Klinik für Intensivmedizin – Hamburg

Einleitung: Enterobacter cloacae ist ein gram-negatives, fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium, das ein häufiger Erreger von Respirator-assoziierten Pneumonien (VAP) ist. Eine detaillierte Charakterisierung der Risikogruppen für E. cloacae Pneumonien ist bisher nicht beschrieben.

Methoden: Retrospektive Analyse aller im Jahr 2007 intensivmedizinisch betreuten Patienten (Pat.) unseres Zentrums mit E. cloacae Pneumonien.

Resultate: Bei insgesamt 90 Pat. die im Jahr 2007 in unserem Zentrum intensivmedizinisch behandelt wurden, konnte E. cloacae in respiratorischem Material (Sputum, Trachealsekret, Lavage und gezielte Absaugung) nachgewiesen werden. Von diesen Patienten, die meistens männlich (69%), fortgeschrittenen Alters (medianes Alter 63 Jahre) und immunsupprimiert (52%) waren, mussten 97% beatmet werden. Die mediane Beatmungsdauer betrug 20 Tage (Spanne: 0–90 Tage). Eine E. cloacae - VAP trat trotz Prophylaxe in 58% der Fälle auf. Bei Patienten mit VAP wurde zuvor doppelt so häufig in einer translaryngealen Intubationsnarkose ein chirurgischer Eingriff vorgenommen (89% vs. 48%, p<0,0001). Die Gesamtmortalität in der E. cloacae-VAP-Gruppe betrug 24%. Kaplan-Meier-Analysen ergaben, dass das Vorhandensein translaryngealer Tuben (p=0,02) und weibliches Geschlecht (p=0,0003) Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität darstellen. Eine Multivariatanalyse bestätigte das weibliche Geschlecht als unabhängigen Risikofaktor (p=0,007).

Diskussion: E. cloacae ist ein Erreger von Beatmungspneumonien mit schlechter Prognose, die prognostischen Risikofaktoren entsprechen am ehesten den etablierten VAP-Risikofaktoren.

Da besonders Patienten nach chirurgischen Eingriffen betroffen sind und bei ca. 1/3 der Patienten eine Besiedlung des Mund- und Rachenraums vorlag, scheint eine iatrogene Translokation bei Intubation denkbar. Zudem scheint das Vorhandensein von translaryngealen Tuben der spezielle Risikofaktor für eine E. cloacae VAP zu sein.