Laryngorhinootologie 2011; 90(4): 194-195
DOI: 10.1055/s-0031-1272623
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Mund-Rachen-Chirurgie – Nahtmaterial im Test

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Publication Date:
29 April 2011 (online)

 

Speichel, Bakterienbesiedelung und die Funktionen des Sprechens und Schluckens machen den Mund-Rachen-Raum zu einem diffizilen Operationsfeld. Die Wahl des absorbierbaren Nahtmaterials will bedacht sein – Handhabung und Abbau zeigen klare Unterschiede. Otolaryngol Head Neck Surg 2010; 143: 655–661

Ein in 2 Stufen degradierendes Nahtmaterial bestehend aus Poly(Glycolid-Co-e-Caprolacton) konnte im direkten Vergleich mit 3 anderen Natmaterialien durch eine gute Handhabung wie auch durch eine dem Heilungsprozess angemessene Abbaugeschwindigkeit überzeugen, fanden Tsung-Wei Huang und Koautoren aus Taiwan.

Sie hatten 80 Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe einer mikrodebrider-assistierten, ausgedehnten Uvulopalatoplastik unterzogen. Randomisiert verwendeten die Chirurgen dabei jeweils eins von 4 Nahtmaterialien: ein Polyglycolid (DexonTM) und 3 verschiedene Kopolymere von Polyglycoliden und anderen abbaubaren Polymeren (PolysorbTM, Monocryl®, MaxonTM).Die Untersucher verglichen die 4 Nahtmaterialien miteinander hinsichtlich:

Handhabung, chirurgischem Ergebnis, Veränderung der Fäden bezüglich Elastizität (Young-Modulus), Struktur im Rasterelektronenmikroskop und Verhalten im Speichelabsorptionstest.

Ein Sponsoring durch die das Nahtmaterial produzierenden Firmen wurde in der Publikation nicht angegeben.

Das Nahtmaterial Poly(Glycolid-Co-e-Caprolacton) zeigte im Vergleich zu den übrigen Nahtmaterialien die besten Charakteristika bezüglich Handhabung (Gleitfähigkeit beim Knoten), aber auch hinsichtlich der Unterstützung des Heilungsprozesses. Beim Abbau blieb der Halt des Materials so lange erhalten, bis der Wundverschluss ausreichend weit fortgeschritten war. Ein Aufplatzen der Wunde, wie beispielsweise bei Verwendung von Dexon oder Polysorb beobachtet, trat nicht auf. Beim insgesamt raschen Abbau des Materials trat zudem keine Irritation des umliegenden Gewebes auf.

Nach der Naht mit Dexon und Polysorb litten die Patienten nach 7 Tagen noch deutlich unter Schmerzen, bei Verwendung von Maxon berichteten einige Patienten nach 14 Tagen noch von einem Fremdkörpergefühl, Hustenreiz oder Nausea. Die Nahtmaterialien Dexon, Polysorb und Maxon schienen sich unter den Bedingungen der Mundhöhle praktisch alle in einem einzigen Schritt abzubauen. Dabei entstanden insbesondere beim hydrolytischen Abbau von Dexon und Polysorb entlang der Fäden große Mengen von Debris. Bei den anderen beiden Nahtmaterialien war dies nach den rasterelektronenmirkos­kopischen Untersuchungen nur in geringem Maß der Fall.