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DOI: 10.1055/s-0031-1273279
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
„Keilwirbel verkehrt ’rum” – eine ungewöhliche Komplikation der pathomechanistischen Kaskade Ankylosierende Spondylitis (AS) – Osteoporose – Wirbelkörperfraktur
Publication History
eingereicht: 11.1.2011
angenommen: 1.3.2011
Publication Date:
25 March 2011 (online)
Einführung
Die Ankylosierende Spondylitis (AS, ehemals: Morbus Bechterew) befällt als chronisch-entzündliche Systemerkrankung unklarer Genese vornehmlich das Achsenskelett und seltener periphere Gelenke. Es handelt sich dabei um die häufigste Form einer seronegativen Spondylarthrits, sie ist regelhaft mit HLA-B-27 assoziiert.
Lokalisation und radiologisches Erscheinungsbild dieser destruktiv-proliferativen Erkrankung sind wiederholt ausführlich beschrieben worden (Horger M et al. Fortschr Röntgenstr 2010; 182: 639 – 643; Bollow M, Hermann KG. Best Pract Res Clin Rheumatol 2004; 18: 881 – 907). Im Alltag sehen wir Radiologen vor allem Veränderungen an der Wirbelsäule in Form von Syndesmophyten (deren eher paradiscale Lokalisation und kraniokaudale Ausdehnung die Differenzialdiagnose zum Spondylophyten ermöglicht), Ankylosen und – im fortgeschrittenen Stadium – Gelenkerosionen.
Der Zusammenhang zwischen AS und (damit definitionsgemäß sekundärer) Osteoporose (Magrey M, Khan MA. Curr Rheumatol Rep 2010; 12: 332 – 336) sowie Wirbelkörperfrakturen (Lange U et al. Z Orthop Unfall 2009; 147: 577 – 581) ist seit Längerem bekannt. Interessanterweise scheint die Osteoporose mit der Erkrankungsaktivität und die Frakturgefahr mit der Erkrankungsdauer der AS zu korrelieren (Ghozlani I et al. Bone 2009; 44: 772 – 776).
Bei Osteoporose sind Knochenmasse, -struktur und -funktion defizitär; bildmorphologisches Korrelat sind Spongiosararefizierungen und lakunäre Kortikalisdefekte. Beweisend für eine Osteoporose ist laut WHO ein mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA/DEXA) oder (peripherer) quantitativer Computertomografie (QCT/pQCT) ermittelter T-Wert von ≤ –2,5 SD. Nach streng röntgenologischer Definition liegt eine manifeste Osteoporose erst mit dem Nachweis von Frakturen vor. Wegen der hohen statischen Belastung sind hierfür die untere BWS und obere LWS prädisponiert. Aus Gründen der Biomechanik besteht in den vorderen und mittleren Wirbelkörperabschnitten eine erhöhte Kompression und Belastung und entsprechend ein gesteigertes Risiko für Frakturen. Zum Verständnis dieser Lokalisationspräferenz existieren mittlerweile interessante In-vitro-Modellversuche unter Verwendung von Endplattensensoren auf der Basis des QCT (Dall’Ara E et al. PJ Biomech 2010; 43: 2374 – 2380). Bekanntlich sind Deckplatteneinbrüche häufiger als Grundplatteneinbrüche. Ist ausschließlich die obere Abschlussplatte betroffen, resultieren Keilwirbelbildungen; bei Beteiligung beider Abschlussplatten bikonkave Fischwirbel. Letztlich resultiert die statische Insuffizienz in einer vermehrten BWS-Kyphosierung und LWS-Lordosierung. Als Frakturfolge sind potenziell alle mit traumatischen Wirbelsäulenverletzungen einhergehenden Komplikationen denkbar (Blauth M et al. Orthopäde 1998; 27: 17 – 31).
Umfangreiche Diskussionen von von der oben genannten Morphologie abweichenden Frakturarrangements fehlen bislang. Wir beschreiben hier einen ungewöhnlichen Fall, der nur segmentübergreifend und im Zusammenhang mit der skelettalen Grunderkrankung zu verstehen ist.
Dr. Alexander Neumann
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
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