Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215(2): 77-82
DOI: 10.1055/s-0031-1273717
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren für niedriges Geburtsgewicht – Eine epidemiologische Fall-Kontroll-Studie an saarländischen Wöchnerinnen

Predictors for Low Birth Weight – An Epidemiological Case-Control Study with Women in Childbed in the Federal State Saarland, GermanyT. Altenhöner1 , S. Haustein1 , B. Reime2 , J. Möller3
  • 1Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Saarbrücken
  • 2University of British Columbia, Kanada
  • 3Perinatalzentrum Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken
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Publikationsverlauf

eingereicht 11.05.2011

angenommen nach Überarbeitung 20.12.2010

Publikationsdatum:
03. Mai 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Niedriges Geburtsgewicht verursacht hohe Versorgungskosten im Gesundheitssystem und bedeutet für die betroffenen Neugeborenen ungünstige Startbedingungen für ihr Leben. Bekannt ist, dass sich ein niedriges Geburtsgewicht auch langfristig negativ auf das Entwicklungspotenzial und eine Reihe gesundheitlicher Störungen auswirkt. Bezüglich der Rolle psychosozialer und sozioökonomischer Determinanten für das Auftreten von niedrigem Geburtsgewicht liegen insbesondere für Deutschland nur wenige Erkenntnisse vor. Ziel der Studie war es, den Einfluss sozioökonomischer Merkmale, psychosozialer Faktoren und des Gesundheitsverhaltens der Mutter auf das kindliche Geburtsgewicht zu untersuchen.

Methodik: In einer explorativen Fall-Kontroll-Studie wurde das Auftreten der genannten Faktoren von 26 Fällen (Geburtsgewicht höchstens 2 500 g) mit denen von 26 Kontrollen verglichen. Die Erhebung erfolgte anhand einer standardisierten Befragung.

Ergebnisse: Die Befunde zeigen, dass Mütter der Kontrollgruppe häufiger verheiratet waren bzw. mit einem Partner lebten (100% vs. 77%; p<0,05) und über einen höheren Berufsstatus (83% Angestellte vs. 54%; p<0,05) verfügten. Auf deskriptiver Ebene sichtbare Bildungsdifferenzen zuungunsten von Frauen mit geringerer Bildung waren in den statistischen Tests nicht signifikant. Mütter der Fallgruppe litten öfter unter Erschöpfungszuständen (p<0,05) und berichteten überproportional oft über partnerschaftliche Probleme [M=1,8 (1,1) vs. M=1,3 (0,5); p<0,05]. Ebenso hatten sie höhere Belastungen am Arbeitsplatz beispielsweise durch Witterung, Hitze oder Zug [M=1,7 (1,0) vs. M=1,1 (0,4); p<0,05] angegeben und ihnen stand tendenziell weniger Wohnraum zur Verfügung [M=96,5 m2 (31,5 m2) vs. M=118,5 m2 (46,8 m2); p<0,1].

Schlussfolgerung und Diskussion: Die Arbeit bestätigt v. a. internationale Befunde, nach denen sich die soziale Lage von Frauen mit normalgewichtigen Neugeborenen und denen, die ein Kind mit zu niedrigem Geburtsgewicht zur Welt bringen, unterscheiden. Neben vertikalen Statusmerkmalen scheinen partnerschaftliche Bedingungen sowie damit vermutlich in Zusammenhang stehende psychosoziale Belastungen eine Rolle zuzukommen.

Abstract

Background and Aims: Low birth weight is associated with elevated health-care costs and adverse conditions for the newborn's start to life. A variety of health problems and an impaired potential for the infant's development are known long-term effects. Only few studies have examined the role of psychosocial and socioeconomic determinants for the incidence of low birth weight, especially in Germany. The aim of our study was to test the impact of maternal socioeconomic and psychosocial characteristics as well as health behaviour on the infant's birth weight.

Methods: In an exploratory case-control study we tested whether the before mentioned potential determinants of low birth weight were observed more often among cases (birth weight <2 500 g) than among controls. Standardised interviews were conducted with maternal cases and controls.

Results: The results show that mothers in the control group more often were married or cohabiting (100% vs. 77%; p<0.05) and that they had a higher occupational status (83% non-manual vs. 54%; p<0.05). Level of education was not significantly related to birth weight. Mothers in the case group more often reported exhaustion (p<0.05) and marital problems [M=1.8 (1.1) vs. M=1.3 (0.5); p<0.05). They were characterised by a higher burden of work-strain in terms of weather conditions, heat or infiltration [M=1.7 (1.0) vs. M=1.1 (0.4); p<0.05). The available living space was slightly smaller in the case group [M=96.5 m2 (31.5 m2) vs. M=118.5 m2 (46.8 m2); p<0.1).

Discussion and Conclusions: Our results confirm international studies showing differences regarding the social context of women who give birth to a child with normal or low birth weight. Apart from vertical status characteristics, marital conditions and resulting psychosocial stressors seem to have an impact.

Literatur

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