Klin Padiatr 2011; 223 - V02
DOI: 10.1055/s-0031-1273782

Angeborene und erworbene Solitärniere–unterschiedliches Risikoprofil?

R König 1, U John 2, B Gruhn 2, E Wühl 3, T Lehmann 2, G Rönnefahrt 2, M Pohl 2, JF Beck 2
  • 1Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Nephrologie, Kinderklinik der Universitätsklinik Jena, Jena
  • 2Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Universität Jena, Jena
  • 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg

Problem: Das Vorliegen einer Solitärniere (SN) ist assoziiert mit pathophysiologischen Mechanismen der Hyperperfusion, die zu Glomerulosklerose und tubulointestinaler Fibrose führen und mit dem Auftreten einer Hypertonie und Proteinurie die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) begünstigen. Der Einfluss der zugrundeliegenden Ätiologie von SN (angeboren vs. erworben) und Risikofaktoren sind nur unzureichend charakterisiert. Ziel der Untersuchung war die Analyse prognoseweisender Faktoren.

Patienten und Methoden: 139 Kinder im medianen Alter von 4 Jahren (0–27) wurden unterteilt in: Gr.1: Wilms-Tumor (WT) n=24, Gr.2: multizystische Nierendysplasie (MCDK) n=72, Gr. 3 Nierenagenesie (NA) n=43. Untersucht wurden die eGFR n. Schwartz, glomeruläre und tubuläre Proteinmarker (PU), Nierengröße, Spontanblutdruck (S-RR) und 24h-ABPM.

Ergebnisse: Die eGFR betrug 118,51ml/min/1,73m² (±18,13). Eine Hypertrophie der SN lag insgesamt bei 71,2% (n=99/139) vor und trat häufiger bei Gr.2+3 auf (p=0,024). 49/139 (35%) Pat. hatten assoziierte urogenitale Anomalien, wobei Gr.1 (17%) und Gr. 2+3 (39%) sich unterscheiden (p=0,041). Patienten mit urogenitalen Anomalien wiesen signifikant häufiger eine Prähypertonie (p=0.005) und Proteinurie (p=0,015) auf. Unabhängig von der Ätiologie der SN lag eine glomeruläre u/o tubuläre PU in 26% (n=32/121), eine Hypertonie bei S-RR in 22% (n=28/125) und im ABPM in 18% (n=11/62) vor. (s.Tab.)

Schlussfolgerungen: Unabhängig von der Ätiologie (erworben od. angeboren) besteht für Kinder mit Solitärnieren in 48% eine (Prä-)/Hypertonie u/o Proteinurie, auch bei normwertiger eGFR und dadurch möglicherweise das Risiko der Entwicklung einer progredienten Nierenerkrankung (CKD). Dies gilt insbesondere für Kinder mit assoziierten renalen Anomalien. Deshalb ist eine lebenslange Kontrolle prognostisch und therapeutisch relevanter Parameter bei Kindern mit SN erforderlich.

Referenzbereich

Gr.1

Erworbene SN

n=24

Gr. 2+3 Angeborene SN

n=115

p-Wert

Pat. Gesamt

n=139

Assoziierte urogenitale Fehlbildungen

4

17%

45

32%

0,041

49/139

35%

Kontralaterale Hypertrophie

?97. Pc.

9

38%

90

78%

0,024

99/139

71%

Hypertonie (Spontanmessungen)

?95. Pc.

1

4%

27

23%

0,076

28/125

22%

Prähypertonie (Spontanmessungen)

90. Pc. –94. Pc.

0

0%

13

11%

0,007

13/125

10%

Hypertonie (ABPM)

?95. Pc.

1

4%

10

15%

1,000

11/62

18%

Prähypertonie (ABPM)

90. Pc. –94. Pc.

2

8%

9

8%

0,863

11/62

18%

CKD Stadium 1

?90ml/min/1,73m2

19

79%

77

67%

96/106

91%

CKD Stadium 2

60–89ml/min/1,73m2

1

4%

8

7%

9/106

9%

CKD Stadium 3

30–59ml/min/1,73m2

0

0%

1

<1%

1/106

1%

Urin-Proteinprofil pathologisch

7

29%

25

22%

0,243

32/121

26%

Protein/Krea

>20mg/mmol

4

17%

14

12%

0,667

18/121

15%

Albumin/Krea

>3,2mg/mmol

5

21%

11

10%

0,352

16/121

13%

IgG/Krea

>1mg/mmol

2

8%

8

7%

0,294

10/121

8%

Alpha-1-Mikroglobulin/Krea

>1mg/mmol

4

17%

12

10%

1,000

16/121

13%

Signifikanz wenn p<0,05