Klin Padiatr 2011; 223 - V12
DOI: 10.1055/s-0031-1273792

Hybrid-OP zum Verschluss eines großen Vorhofseptumdefektes bei einem Kleinkind mit chronischer Lungenerkrankung und pulmonaler Hypertonie

C Apitz 1, N Hijjeh 1, J Bauer 1, J Thul 1, H Akintürk 1, D Schranz 1
  • 1Kinderherzzentrum am Universitätsklinikum Gießen, Gießen

Hintergrund: Die klinische Situation eines Kindes mit chronischer Lungenerkrankung kann durch das Vorliegen eines hämodynamisch bedeutsamen Shuntvitiums aggraviert werden, was in einer pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH), chronischem Sauerstoff- und Medikamentenbedarf resultieren kann. In dieser Situation ist der operative Verschluss des Herzfehlers mithilfe der Herz-Lungen-Maschine mit einem hohen Risiko verbunden, hierbei gefürchtet ist das Auftreten von pulmonal-hypertensiven Krisen. In den letzten Jahren wurde das innovative sogenannte operative Hybrid-Verfahren eingeführt, welches eine Mischung aus Herzkatheterintervention und minimal invasiver Herzchirurgie darstellt und die Verwendung der Herz-Lungen-Maschine vermeidet.

Fallbericht: Wir berichten über ein 20-monatiges dystrophes weibliches Kleinkind mit einem großen Vorhofseptumdefekt (ASD). Seit dem frühen Säuglingsalter bestand chronischer Sauerstoffbedarf bei chronischer Lungenerkrankung. Bei der Herzkatheteruntersuchung im Alter von 19 Monaten zeigte sich eine PAH mit erhaltener Vasoreagibilität des Lungengefässbettes. Ein Verschluss des ASD erschien daher möglich, wegen der PAH aber riskant unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine. Daher erfolgte ein Hybrideingriff: über eine mediane Sternotomie und direkter Punktion der rechten Vorhofwand erfolgte das Einführen eines ASD-Okkluders ohne Herz-Lungen-Maschine. Der Eingriff gelang problemlos, der postoperative Verlauf war unkompliziert. Zusätzlicher Sauerstoffbedarf bestand seitdem nicht mehr. Echokardiografische Kontrollen zeigten einen beinahe normalisierten Druck im rechten Ventrikel, sodass die PAH-spezifische Medikation mit Sildenafil inzwischen beendet werden konnte.

Schlussfolgerungen: Dieser Fall demonstriert den Nutzen des Hybrid-Verfahrens bei der operativen Behandlung von Hoch-Risiko-Patienten mit chronischer Lungenerkrankung, PAH und hämodynamisch relevanten Shuntvitien unter Vermeidung der Herz-Lungen-Maschine.