Klin Padiatr 2011; 223 - P003
DOI: 10.1055/s-0031-1273803

Multizentrische prospektive Studie zur Inzidenz und Morbidität einer EBV-Infektion bei pädiatrischen Patienten nach Nierentransplantation

B Höcker 1, S Böhm 2, M Pohl 3, U John 4, MJ Kemper 5, H Fehrenbach 6, M Wigger 7, B Tönshoff 8
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg
  • 2Hygiene-Institut, Heidelberg
  • 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg i. Br.
  • 4Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Universität Jena, Jena
  • 5Universitätsklinik f. Kinderheilkunde, Hamburg
  • 6Kinderklinik Memmingen, Memmingen
  • 7Universitäts-Kinderklinik, Rostock
  • 8Klinik Kinderheilkunde I, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg

Problemstellung: Die Inzidenz und Morbidität einer EBV-Infektion bei immunsupprimierten Kindern und Jugendlichen nach Nierentransplantation (NTx) ist bisher unzureichend charakterisiert.

Patienten und Methoden: Wir untersuchten daher in einer prospektiven, multizentrischen Studie die Häufigkeit und den Verlauf einer Primärinfektion (PI) bzw. Reaktivierung (RA) bei 106 Pat. (Alter 11,1±5,9 Jahre) im 1. Jahr nach NTx.

Ergebnisse: 83% der pädiatrischen und 82% der erwachsenen Spender waren EBV-seropositiv. 41% der Pat. waren bei NTx EBV-naiv. 63% entwickelten eine PI, 46% eine RA. Patienten mit PI hatten signifikant häufiger eine hohe (18/27 vs. 10/29, p=0,03) und/oder persistierende (22/27 vs. 5/29, p<0,001) EB-Viruslast (VL) als Patienten mit RA. Die mittlere VL betrug bei Pat. mit PI 2,72±0,93 vs. 0,33±0,10×104 Genome/ml Vollblut bei RA (p=0,01). Bei 11% der Pat. kam es trotz PI nicht zu einer Serokonversion. 17/27 (63%) der Pat. mit PI wiesen eine klin. Symptomatik auf (unspez. grippale Symptome, n=12; Mononukleose, n=2; PTLD, n=3), während eine RA nur bei 3/29 (10%, p<0,001) zu klinisch manifesten Symptomen führte. 8/18 (44%) Patienten blieben trotz hoher, persistierender VL klinisch asymptomatisch. 3/106 (2,8%) Patienten entwickelten 7,0±2,0 Monate nach PI eine monomorphe (CD20+) B-Zell-PTLD. Die Art des Calcineurin-Inhibitors hatte keinen Einfluss auf die Entstehung einer PI oder RA: 30% der Tac-Pat. vs. 22% der CsA-Pat. entwickelten eine PI (p=0,45); 25% (Tac) vs. 26% (CsA) eine RA (p=0,91).

Schlussfolgerungen: Patienten mit einer EBV-Primärinfektion nach NTx weisen deutlich häufiger klinische Symptome auf und eine höhere und länger persistierende EB-Viruslast als Pat. nach EBV-Reaktivierung. Die Beobachtung, dass einerseits Pat. mit hoher persistierender EB-Viruslast über Monate bis Jahre asymptomatisch bleiben und andererseits Pat. mit niedriger Viruslast eine EBV-getriggerte PTLD entwickeln können, zeigt den geringen prädiktiven Wert einer hohen EB-Virämie bzgl. der Entwicklung einer PTLD.