Klin Padiatr 2011; 223 - P004
DOI: 10.1055/s-0031-1273804

Polyoma BK-Virus-spezifische T-Zellen als Surrogatparameter für die Polyomavirus-Nephropathie nach pädiatrischer Nierentransplantation

T Ahlenstiel 1, JHH Ehrich 1, L Pape 1
  • 1Klinik für pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Einleitung:

Nach Nierentransplantation (NTx) besteht unter der Immunsuppression ein erhöhtes Risiko für Polyoma BK-Virus (BKV)-assoziierte Komplikationen. Es fehlen jedoch zuverlässige prognostische Parameter für BKV-Infektionen. BKV-spezifische (BKV-sp) T-Zellen könnten als Surrogatmarker zur Abschätzung des individuellen Risikos für Polyomavirus-Nephropathien (PVAN) dienen.

Patienten und Methoden:

Nach NTx wurden die BKV-sp T-Zellen bei 11 Kindern (Altersmedian 10 Jahre, Bereich 3–17; 82% ♂) mit aktuellem oder früherem BKV-DNA-Nachweis im Blut untersucht (insgesamt 45 Messungen; max. 11 Messungen pro Patient). Zur Bestimmung der BKV-sp T-Zellen wurde Patientenblut mit BKV-Antigenen (VP1 und large T) stimuliert. Basierend auf spezifischer Zellaktivierung und Induktion intrazellulärer Zytokine wurde die Anzahl BKV-sp CD4+ und CD8+ T-Zellen mittels FASC-Analyse gemessen. Die BKV-DNA im Blut wurde mittels PCR bestimmt.

Ergebnisse:

Die Mehrheit der Patienten (9/11) zeigte–zumindest vorübergehend–BKV-sp CD4+ T-Zellen (max. 4,2 Zellen/µl), wohingegen nur 4 Patienten BKV-sp CD8+ T-Zellen aufwiesen (max. 2,0 Zellen/µl). Kinder mit bioptisch gesicherter, florider PVAN (n=3) zeichneten sich durch BKV-DNA-Persistenz (>3 Monate) im Blut aus in Verbindung mit sehr niedrigen oder fehlenden BKV-sp CD4+ T-Zellen (<0,75 Zellen/µl). Im Falle hoher Level BKV-sp CD4+ T-Zellen (>0,75 Zellen/µl) zeigten 5 von 6 Kindern dagegen keine Persistenz der BKV-DNA. Nach dem Verschwinden der BKV-DNA waren die BKV-sp CD4+ T-Zellen bei einigen Patienten nicht dauerhaft nachweisbar.

Schlussfolgerung:

Im Falle eines BKV-DNA-Nachweises im Blut sind niedrige Level von BKV-sp CD4+ T-Zellen mit einem erhöhten PVAN-Risiko verbunden, wohingegen Patienten mit ausreichender Zahl BKV-sp CD4+ T-Zellen keine BKV-assoziierten Komplikationen entwickeln. Als Marker für die individuelle BKV-sp Immunabwehr, scheinen die Level BKV-sp CD4+ T-Zellen mit dem PVAN-Risiko zu korrelieren und könnten somit zur Optimierung des therapeutischen Managements beitragen.