Klin Padiatr 2011; 223 - P015
DOI: 10.1055/s-0031-1273816

Ziliopathie-Syndrome: Erfahrungen mit SNP-Array basierter Homozygotie-Testung in blutsverwandten Familien zur Diagnosefindung

N Ortiz Brüchle 1, S Spengler 1, A Venghaus 1, J von Bothmer 1, C Bergmann 2, T Eggermann 1, K Zerres 1
  • 1Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen
  • 2Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen und Bioscientia Institut für Medizinische Diagnostik GmbH, Ingelheim

Ziliopathien stellen eine Gruppe von größtenteils syndromalen Erkrankungen dar, denen pathomechanistisch eine Funktionseinschränkung der primären Zilien bei den Patienten gemein ist. Veränderungen in einer Vielzahl von Genen wurden bereits beschrieben. Zystische Nierenveränderungen, Leberfibrose und Hirnanomalien sind häufige klinische Merkmale der Ziliopathien, zu denen beispielsweise das Bardet-Biedl-Syndrom, das Joubert-Syndrom und die Nephronophthise zählen. Aufgrund der ausgeprägten Heterogenie ist eine rationelle molekulargenetische Diagnostik oft schwierig. A priori ist bei blutsverwandten Familien von homozygoten Haplotypen für den krankheitsrelevanten Lokus auszugehen. In diesen Familien ist daher eine Homozygotie-Testung mittels SNP-Arrays zur Vorauswahl von potentiellen Kandidatengenen sinnvoll. Wir präsentieren hier unsere Erfahrungen mit dieser Methodik in etwa 20 blutsverwandten Familien. Dabei konnten zunächst bei acht Kontrollfamilien die von Mutationen betroffenen Gene klar als Kandidatengen bestätigt werden. In vier der im Vorfeld nicht aufgeklärten Familien wurden die mittels Array identifizierten Kandidatengene untersucht und homozygote Mutationen detektiert. In Familien mit zusätzlichen Ziliopathie-untypischen Symptomen wurde außerdem eine Auswertung bezüglich des molekularen Karyotyps durchgeführt. Dabei fand sich jedoch bisher bei keinem Patienten eine chromosomale Auffälligkeit. Es wurden ebenfalls keine größeren Deletionen in den Kandidatengenen identifiziert. Bei zwei Familien konnte die Diagnostik in Hinblick auf die für die jeweilige Verdachtsdiagnose bekannten Ziliopathie-Syndrom-Gene abgebrochen werden, da hier keine Homozygotie für die bekannten Gene identifiziert werden konnte. Die Analyse der weiteren Familien dauert derzeit noch an. Anhand der hier aufgeführten Daten werden wir die Vorteile und Limitationen der Homozygotie-Testung mittels SNP-Array bei Ziliopathie-Patienten in blutsverwandten Familien herausarbeiten.