Klin Padiatr 2011; 223 - P019
DOI: 10.1055/s-0031-1273820

Neurologische Symptome und Nephrocalcinose: Lesch-Nyhan Syndrom

AH Beissert 1, U Tacke 2, HM Straßburg 1, M Pohl 2
  • 1Universitäts-Kinderklinik Würzburg, Würzburg
  • 2Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg i. Br..

Hintergrund: Das Lesch-Nyhan Syndrom ist eine seltene x-chromosomal rezessiv vererbte Stoffwechselstörung des Purinmetabolismus. Ursache ist ein Mangel an HPRT Aktivität. Neurologische Symptome beinhalten Spastizität, Choreoathetose, Dystonien, geistige Retardierung und zwanghafte Selbstverstümmelung. Hyperurikämie und Hyperurikosurie können zu Nephrocalcinose, Nephrolithiasis und konsekutiv zum Nierenversagen führen. Die Diagnose wird durch Messung der HPRT Aktivität gestellt und durch den Nachweis einer HPRT Mutation gesichert. Eine Therapie besteht in der Gabe von Allopurinol zur Verminderung der Hyperurikosurie; neurologische Symptome werden hiervon jedoch nicht beeinflusst. Wir beschreiben 2 Patienten.

Ein 8 Monate alter Säugling zeigte eine muskuläre Hypertonie der Extremitäten bei Rumpfhypotonie, eine motorische Entwicklungsretardierung und sonografisch eine medulläre Nephrocalcinose. Laborchemisch wurde eine Hyperurikämie und Hyperurikosurie diagnostiziert. In den Erythrozyten fand sich eine stark reduzierte Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase (HPRT) Aktivität. Die Diagnose Lesch-Nyhan Syndrom konnte gestellt werden und eine Allopurinol Therapie wurde begonnen.

Bei einem 6 Monate alten Säugling fiel im Rahmen der Abklärung einer Dystonie der oberen Extremität mit Rumpfhypotonie eine Hyperurikämie auf, die zur genetisch bestätigten Diagnose eines Lesch-Nyhan Syndroms führte. Ab dem 8. Lebensmonat erfolgte eine Behandlung mit Allopurinol. Die bereits initial sonografisch nachgewiesene Nephrocalcinose nahm trotz hoher Harnsäure-, Xanthin- und Hypoxanthinausscheidung im Verlauf über 2,5 Jahre nicht zu und die Nierenfunktion blieb normal. Eine Harnalkalisierung musste wegen auftretender Harnwegsinfektionen reduziert werden.

Schlussfolgerung: Bei Lesch-Nyhan Patienten besteht auch unter Therapie das Risiko einer Nephrocalcinose. Regelmässige kindernephrologische Kontrollen werden zur Vermeidung renaler Komplikationen empfohlen.