Klin Padiatr 2011; 223 - P023
DOI: 10.1055/s-0031-1273824

Dauerhaft erhöhte renale Erythropoietin-Genexpression nach intrauteriner Wachstumsrestriktion infolge experimenteller Plazentainsuffizienz

KD Nüsken 1, E Nüsken 1, Y Birkner 2, H Schneider 3, J Dötsch 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Köln, Köln
  • 2Kinder- und Jugendklinik, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • 3Kinder- und Jugendklinik, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Hintergrund: Bei Neonaten mit IUGR ist die Erythropoietinkonzentration im Nabelschnurblut erhöht, auch wenn zuvor keine akuten Hypoxieepisoden aufgetreten waren (Jazayeri et al., 1999). Nach experimenteller Plazentainsuffizienz kommt es bei neugeborenen Ratten zu einer erhöhten Erythropoietin-Genexpression in der Leber (Nüsken et al., in revision), dem primären Ort der Erythropoietinproduktion zu diesem Zeitpunkt (Eckardt et al., 1992). Wir waren daher an der Frage interessiert, ob auch ein Langzeiteffekt auf die renale Erythropoietin-Genexpression feststellbar ist.

Methoden: In unserem Labor ist die A. uterina-Ligatur bei trächtigen Ratten als experimentelles Modell einer Plazentainsuffizienz mit konsekutiver IUGR etabliert (Nüsken et al., 2008). Im Alter von 30 Wochen wurden männlichen Ratten nach A. uterina-Ligatur (LIG, n=5) oder Schein-OP des Muttertieres (SOP, n=12) sowie Kontrolltieren (C, n=6) die Nieren entnommen und das Gewebe in Mark und Rinde getrennt. Anschließend wurde die Erythropoietin-Genexpression in der Rinde mittels quantitativer RT-PCR bestimmt. Zudem wurde der Hämatokrit als funktioneller Marker der Erythropoietinkonzentration gemessen.

Ergebnisse: Die Erythropoietin-Genexpression war in der LIG-Gruppe im Vergleich mit C signifikant erhöht (82±22 vs. 46±14 relative units, p<0.05). Auch der Hämatokrit lag bei LIG-Tieren höher (70,5±1,6% vs. 66,3±1,1%, p<0.01).

Schlussfolgerung: Die experimentelle Plazentainsuffizienz als weit verbreitetes Modell für IUGR führt zu einer dauerhaft erhöhten renalen Erythropoietin-Genexpression mit erhöhten Hämatokrit-Werten. Wegen der multiplen „positiven“ (z.B. gewebsprotektiven) aber auch „negativen“ (z.B. blutdrucksteigernden) Wirkungen von Erythropoietin ist ein ursächlicher Zusammenhang mit den bekannten Folgeerkrankungen einer IUGR durch weitere Untersuchungen zu klären.