Klin Padiatr 2011; 223 - P041
DOI: 10.1055/s-0031-1273842

Membranoproliferative Glomerulonephritis Typ 1– ein Fall für Komplement?

C Licht 1, A Lunn 2, V Langlois 3
  • 1Division of Nephrology, The Hospital for Sick Children + University of Toronto + Sickkids Research Institute, Toronto, ON, Kanada
  • 2Division of Nephrology, The Hospital for Sick Children, Toronto, ON, Kanada
  • 3Division of Nephrology, The Hospital for Sick Children + University of Toronto, Toronto, ON, Kanada

Hintergrund: Das atypische hämolytiosch-urämische Syndrom und die membranoproliferative Glomerulonephritis (MPGN) Typ 2 (dense deposit disease, DDD) sind komplementvermittelte Erkrankungen. Auf dem Hintergrund von in Tiermodellen erhobenen Befunden, der Beschreibung von Patienten mit einer sogenannten C3 deposition glomerulopathy (C3DG), und Hinweisen auf antikörperunabhängige Komplementaktivierung bei Patienten mit MPGN 1, erschien es uns möglich, dass eine Komplementdysregulation auch für diese Erkrankung ursächlich sein könnte. Fallbeschreibung und Methoden: Wir berichten von einem 7-jährigen Jungen mit dem Bild einer akuten Nephritis und stark erniedrigtem C3. Eine Nierenbiopsie ergab die Diagnoses einer MPGN 1. Die Initialtherapie mit Steroiden und ACE-Inhibitor war nur bedingt erfolgreich und über einen Zeitraum von 6 Jahren traten zahlreiche Rückfälle auf, zu deren Therapie erneut Steroide und ACE-Inhibitoren, zusätzlich aber auch ARB-Anagonisten, Mycophenolat mofetil und CN-Inhibitoren eingesetzt wurden. Der C3-Spiegel blieb während des gesamten Krankheitsverlaufs unerändert deutlich erniedrigt. Ergebnisse: In der Annahme eines möglicherweise komplementvermittelten Krankheitsgeschehens wurde der Patient mit Plasmainfusionen – zunächst täglich, dann 3x/Woche, dann wöchentlich, und schliesslich in 14-tägigen Abständen behandelt. Im Verlauf weniger Wochen nach Beginn dieser Therapie kam es sowohl zu einer C3-Normalisierung als auch zu einer Rückbildung der zuvor ausgeprägten Proteinurie und Normalisierung des Albumins. In der genetischen Analyse fand sich eine bisher noch nicht beschriebene heterozygote Mutation im membrane cofactor protein (MCP, CD46), deren funktionelle Relevanz aber noch belegt werden muss. Schlussfolgerung: Sowohl die klinische Präsentation als auch das Ansprechen auf die Plasmainfusionstherapie sprechen für eine komplementbasierte Erkrankung unseres Patienten. Daher sollten in Zukunft auch MPGN 1-Patienten mit einer dauerhaften C3-Erniedrigung auf Mutationen im Komplementsystem untersucht werden und der Einsatz einer Plasmainfusionstherapie erwogen werden – zumindest in Fällen, die auf eine konventionelle Therapie nicht ansprechen.