Klin Padiatr 2011; 223 - P052
DOI: 10.1055/s-0031-1273853

Qualität der Betreuung des chronischen Nierenversagens in der Pädiatrie: drei Dekaden im Vergleich

K Gruber 1, C Aufricht 1, K Arbeiter 1, T Müller 1, D Csaicsich 1, MH Böhm 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde; Abteilung für Pädiatrische Nephrologie und Gastroenterologie, Wien, Österreich

Problemstellung: Die chronische Niereninsuffizienz im Kindesalter ist eine seltene und schwere Erkrankung. Die Qualität und die Möglichkeiten der Betreuung haben sich seit Gründung der Kinderdialyse Wien im Jahr 1978 in mehrerer Hinsicht verändert. Evaluierung der veränderten Erkrankungsschwere und Behandlungsintensität sowie der möglichen therapeutischen Verbesserungsoptionen war das Ziel dieser Studie.

Patienten und Methoden: Wir erhoben von 161 Kindern demografische, diagnostische und therapeutische Parameter zum Zeitpunkt der Erstvorstellung (EV) und zu Beginn der ersten Nierenersatztherapie (NET) an der Kinderdialyse Wien. Die Kinder wurden nach dem Datum der EV in Dekade A (1978 bis 1988), Dekade B (1989 bis 1998) und Dekade C (1999 bis 2007) eingeteilt.

Ergebnisse: Die Kinder (47,8% Mädchen) waren bei EV 7,8 Jahre im Median. Der Anteil der Altersgruppe von 0–3 Jahren stieg von Dekade A bis C kontinuierlich an (A: 6,9%, B: 27,7%, C: 36,8%). Ebenso wurden die Kinder mit zunehmend besserer GFR zur EV überwiesen (GFR in ml/min/1,73m²: A: 13,25; B: 15,50; C: 18,60). Bei EV kam es zu einer Abnahme von Azidose und Anämie von Dekade A auf C, antihypertensive Therapie, Vitamin D Substitution, Eisen- und Erythropoietintherapie wurden signifikant häufiger verordnet. Bei NET-Beginn wurden EPO-Therapie und Eisen-Substitution deutlich intensiviert (von A: 6,7% auf C: 75% bzw. A: 17,8% auf C: 71,9%) womit Hämoglobin signifikant verbessert werden konnte (Hb in g/dl: A: 7,9; B: 9,4; C: 10,3). Der Anteil der präemptiven Nierentransplantation stieg von 22,4% in A auf 35,1% in C–eine signifikante Korrelation mit einer frühen EV konnte erhoben werden.

Schlussfolgerungen: Seit Beginn der Kinderdialyse Wien konnten deutliche Unterschiede hinsichtlich Altersverteilung, Diagnosegruppen sowie diagnostischer und therapeutischer Parameter erhoben werden. Die Beurteilung einzelner Parameter wie z.B. Wachstum und GH-Indikation bedürfen einer genaueren Untersuchung in unter anderem auch prospektiven Studien.