Klin Padiatr 2011; 223 - P055
DOI: 10.1055/s-0031-1273856

Kombinierte Herz- und Nierentransplantation (HNTx) bei einem 6-jährigen Mädchen

MR Benz 1, R Kozlik-Feldmann 2, M Stangl 3, C Schmitz 4, H Fehrenbach 5, M Büttner 6, R Dalla-Pozza 2, LT Weber 1
  • 1Dr. v. Haunersches Kinderspital, München
  • 2Kinderkardiologie, LMU München, München
  • 3Transplantationschirurgie, LMU München, München
  • 4Herzchirurgie, LMU München, München
  • 5Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Memmingen, Memmingen
  • 6Nephropathologie, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Einleitung: Der erste Bericht einer kombinierten Herz- und Nierentransplantation (HNTx) von demselben Spender stammt von 1978. Seitdem ist die HNTx eine Behandlungsoption für Patienten mit gleichzeitig vorhandenem Nieren- und Herzversagen geworden. Im Kindesalter ist die HNTx jedoch selten. Kasuistik: Das aktuell 6,3 Jahre alte Mädchen wurde bei einem hypoplastischen Linksherzsyndrom bereits im Alter von 7 Monaten ABO-inkompatibel herztransplantiert. Seit dem 4. Lebensmonat bestand eine prärenal bedingte dialysepflichtige Niereninsuffizienz, die auch nach HTx nicht reversibel war. Bei Graftvaskulopathie und Obstruktion der linksventrikulären Ausflussbahn wurde das Mädchen als Kandidatin für eine HNTx akzeptiert. Nach einer Wartezeit von 12 Monaten wurde ABO-kompatibel mit einem Match auf HLA-DR 13 zunächst orthotop das hinsichtlich Gewicht und Körpergröße gematchte Herz transplantiert (kalte Ischämiezeit: 4,5h) bevor die Niere in die linke Fossa iliaca eingesetzt wurde (kalte Ischämiezeit: 12h). Initiale Immunsuppression: Steroide, Tacrolimus (Zieltalspiegel 10–15 ng/ml) und Azathioprin (Unverträglichkeit für Mycophenolat Mofetil). IL2-Rezeptorantagonisten wurden bei vorbestehenden Anti-Maus-Antikörpern nicht appliziert. Die postoperative Flüssigkeitszufuhr war durch eine ausgeprägte Rechtsherzinsuffizienz eingeschränkt. Trotzdem kam es zu einer primären Funktionsaufnahme des Nierentransplantats. Am 35. Tag nach HNTx trat eine schwere akute steroidresistente Abstoßungsreaktion der NTx (Banff Typ IIB) auf. Die Behandlung mit Anti-Thymozytenglobulin führte zu einer Restitutio. Schlussfolgerungen: Die kombinierte HNTx ist eine Behandlungsoption für Kinder mit gleichzeitigem Herz- und Nierenversagen. Die Notwendigkeit der reduzierten Flüssigkeitszufuhr zur Kardioprotektion postoperativ stellt ein potentielles Risiko für die primäre Funktionsaufnahme der NTx dar. Hinsichtlich der Organallokation ist das Herz das führende Organ und das zu erwartende niedrige HLA-Match bei HNTx birgt ein erhöhtes Risiko für Abstoßungen.