Klin Padiatr 2011; 223 - P060
DOI: 10.1055/s-0031-1273861

Toxische Tacrolimus-Konzentrationen im Rahmen einer Gastroenteritis als Ursache einer Kreatininerhöhung bei Nierentransplantierten

B Ruckenbrod 1, M Bald 1, M Holder 1, K Timmermann 1, HE Leichter 1
  • 1Olgahospital, Pädiatrie 2, Stuttgart

Bei zwei nierentransplantierten Patientinnen kam es im Rahmen einer Gastroenteritis (einmal mit Nachweis von Noroviren), zu einer anfangs unklaren Kreatinin-Erhöhung. Bei der Abklärung fanden sich deutlich erhöhte Tacrolimus-Konzentrationen, die zum zeitweise kompletten Absetzten des Medikaments führten. Patientin 1: 16J., 1 Jahr 4 Monate nach 2. NTX bei urogenitalem Fehlbildungssyndrom; Immunsuppressiva: Tacrolimus 2×2,5mg, MMF 750mg, Decortin 5mg. Zu Hause dünnere Stühle, einige Tage danach Kreatinin-Anstieg von 0,6mg/dl auf 1,0mg/dl bei einer Tacrolimus-Talkonzentration von max. 30,1 μg/l. Weitere Tacrolimus-Gabe unter engmaschigen Spiegelkontrollen, teilweise nur alle 3 Tage. Über die nächsten Monate wurde die Dosis in kleinen Schritten erhöht. Patientin 2: 16J., 3 Jahre 8 Monate nach NTX bei Refluxnephropathie; Immunsuppressiva: Tacrolimus 2×4mg, MMF 750mg, Prednison 5mg. Aufnahme mit akuter Gastroenteritis, Kreatinin 1,5mg/dl, am 2. Tag Tacrolimus-Talkonzentration von 21,9 μg/l bei einem Kreatinin-Anstieg auf max. 1,8mg/dl. Medikamentpause über mehrere Tage, dann langsame Auftritrierung unter Spiegelkontrolle. Gastroenteritiden können zu einer Zerstörung der Dünndarmzotten und damit des darin lokalisierten CYP3A führen, das normalerweise für einen wesentlichen First-Pass Metabolismus von Tacrolimus verantwortlich ist. Konsekutiv kommt es zu einem akuten Anstieg der Tacrolimus-Konzentrationen in den toxischen Bereich, was einen reversiblen Anstieg des Kreatinins bedingt. Unsere Beispiele zeigen, dass es auch bei klinisch wenig ausgeprägter Gastroenteritis zu einer signifikanten Beeinträchtigung des Tacrolimus-Metabolismus kommen kann, die über Wochen andauern kann. Bei Durchfall-Erkrankungen sind daher kurzfristige Kontrollen des Tacrolimus-Spiegels und der Nierenfunktion erforderlich.