Klin Padiatr 2011; 223 - P077
DOI: 10.1055/s-0031-1273878

Seltene Ursache eines akuten Nierenversagens (ANV) im Kindesalter–of mice and men

B Mayer 1, K Kayser-Seeber 1, M Henn 1, S Wygoda 1
  • 1KfH Nierenzentrum für Kinder und Jugendliche am Klinikum St. Georg, Leipzig

Hauptursache des akuten Nierenversagens im Kindesalter ist neben prärenalen Ursachen wie Kreislaufschock/Asphyxie und Glomerulonephritiden unterschiedlichster Genese das durch enterohämorrhagische Escherischia Coli (EHEC) ausgelöste Hämolytisch Urämische Syndrom (D +). Vor allem bei immunsupprimierten nierentransplantierten Patienten mit akutem Abfall der Nierenfunktion spielen auch virale Infektionen (BK-/Humanes Polyomavirus 1 und Cytomegalie) eine Rolle. Aber auch beim immunkompetenten Patienten gewinnt zunehmend eine virale Infektion an Bedeutung, die zum akuten Nierenversagen führen kann.

Wir berichten über einen 9 1/2 Jahre alten Jungen mit seit ca. 1 Woche bestehenden unspezifischen Symptomen wie Unwohlsein, Müdigkeit, Appetitverlust, Erbrechen, dünnen Stühlen, Bauch-/Rücken- und Flankenschmerzen, im Verlauf auch Fieber. Keine Hämolysezeichen, keine wesentliche Anämie oder Thrombozytopenie. Das sich entwickelnde akute Nierenversagen mit klinisch imponierenden dezenten Lid- und prätibialen Ödemen mit Protein- und Erythrozyturie sowie mildem arteriellem Hypertonus konnten wir trotz umfassender Diagnostik zum Ausschluss einer Harnwegsinfektion, HUS sowie verschiedener Formen einer Glomerulonephritis zunächst nicht klären. Wir entschieden uns daher zur Durchführung einer Nierenbiopsie, welche den Befund einer durch Hantaviren verursachten Nephropathia epidemica erbrachte und serologisch bestätigt werden konnte. Entsprechend kam es im Verlauf zur Restitutio ad integrum.

Überträger der in Deutschland vorherrschenden Hantavirus-Spezies (PUUMALA-Virus) ist die Rötelmaus. Nach milden Wintern und gutem Nahrungsangebot steigt die Zahl der gemeldeten Erkrankungsfälle, wie auch 2010 festgestellt. Erfreulicherweise ist die Letalität der Nephropathia epidemica gering (0,1–3%), es werden jedoch auch Fälle mit dialysepflichtigem Nierenversagen berichtet. Bei dem meist favorablen Verlauf der Erkrankung ist es primär wichtig DARAN ZU DENKEN, um dem Betreffenden eine belastende Diagnostik oder auch Therapie zu ersparen.