Klin Padiatr 2011; 223 - P079
DOI: 10.1055/s-0031-1273880

Epidemiologie und Prävalenz von Hantavirus-Infektionen bei pädiatrischen Patienten in Deutschland 2001–2010

R Goldwasser 1, B Tönshoff 2, M Zeier 3
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg
  • 2Klinik Kinderheilkunde I, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg
  • 3Nierenzentrum, Heidelberg

Problemstellung: Eine Hantavirus-Infektion (HVI) in Deutschland (D) verursacht das hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom (HFRS), auch Nephropathia epidemica genannt, während das hämorrhagische Fieber mit kardiopulmonalem Syndrom (HCPS) auf Nord- und Südamerika begrenzt ist. Systematische Studien zur Epidemiologie und Prävalenz von HVI bei pädiatrischen Patienten in D fehlen bisher.

Patienten und Methoden: Wir analysierten daher in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut Berlin Daten zu gemeldeten HVI im pädiatrischen im Vergleich zum erwachsenen Patientenkollektiv im Zeitraum 2001–2010.

Ergebnisse: Die jährliche Inzidenz von HVI variierte erheblich zwischen 72 Fällen in 2006 und 1688 Fälle in 2007. Der Anteil pädiatrischer Fälle lag zwischen 2,2% in 2009 und 9% in 2003 und damit niedriger als erwartet, da 20% der Bevölkerung in D zur pädiatrischen Altersgruppe gehören. 76% der pädiatrischen Fälle traten in der Altersgruppe 15–19 Jahren auf; es wurden aber auch Einzelfälle bei Kleinkindern berichtet. In 2007 war ein dramatischer Anstieg der HVI bevorzugt im Südwesten von D zu verzeichnen, der sowohl Erwachsene als auch Kinder erfasste. Der überwiegende Teil der HVI sowohl bei Erwachsenen (88%) als auch bei Kindern (91%) entfiel auf den Puumalavirus; andere HV-Spezies, die ebenfalls zum HFRS führen, waren der Dobrova-Virus (Erwachsene 1,4%, Kinder 1,8%), der Hantaan-Virus (0,8% bzw. 0,9%) und der Belgrad-Virus (0,03% bzw. 0%). HCPS-assoziierte HV-Species wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: HVI in D betreffen vor allem erwachsene Patienten und Jugendliche. Ausbrüche wie in 2007 treten wahrscheinlich aufgrund einer regionalen Zunahme der Mäusepopulationen auf möglicherweise als Folge des Klimawandels. Die am häufigsten zu beobachtende HV-Species in D ist der Puumalavirus. Die Verteilung der verschiedenen HV-Species bei pädiatrischen Patienten in D ist vergleichbar mit denen von Erwachsenen.

Abb. 1

Abb. 2