Klin Padiatr 2011; 223 - P101
DOI: 10.1055/s-0031-1273901

Pleuraempyem–Drainage ja oder nein?

H Renk 1, M Rau 1, M Hermann 1, A Artlich 1
  • 1Oberschwabenklinik Ravensburg; Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Ravensburg

Im Winter 2009/2010 beobachteten wir ungewohnt viele Kinder, die im Rahmen einer Pneumonie ein Pleuraempyem entwickelten. Pleuraempyeme stellen keine Rarität im klinischen Alltag dar, doch ihr Management wird kontrovers diskutiert. In der Literatur finden sich keine eindeutigen Empfehlungen zum Vorgehen bei Pleuraempyemen im Kindesalter. Exemplarisch werden zwei vergleichbare Fälle dargestellt, in denen unterschiedlich vorgegangen wurde. Ein fünf Monate alter Junge und sein zweijähriger Cousin erkrankten innerhalb eines Monats an einer Pneumonie mit Pleuraempyem. In den Pleurapunktaten konnten hämolysierende Streptokokken der Gruppe A nachgewiesen werden. Der fünf Monate alte Junge stellte sich mit Trinkschwäche und Unruhe vor, kurz nach der Aufnahme entwickelte er hohes Fieber. Radiologisch zeigte sich ein ausgedehnter Pleuraerguss mit flächiger Transparenzminderung des rechten Lungenflügels ohne Anhalt für Organisation oder Kammerung. Im Pleurapunktat fand sich das klassische Bild eines Empyems. Innerhalb von 48h erfolgte die Anlage einer Pleuradrainage. Nach Anpassung der antibiotischen Therapie gemäß Antibiogramm entfieberte der Junge. Bei dem zweijährigen Cousin bestanden Husten und Fieber. Radiologisch fand sich eine ausgedehnte Lobärpneumonie mit kompletter Verschattung der linken Lunge ohne Septierung des Ergusses. Das Pleurapunktat zeigte ein Empyem. Wir behandelten initial mit Cefuroxim, nach Erhalt des Antibiogramms mit Clindamycin und Penicillin. Eine Pleuradrainage wurde nicht angelegt. Nach fünf Tagen war die Ergußmenge abnehmend. Der Junge war fieberfrei. Acht Monate später war das Kind klinisch uneingeschränkt belastbar. Durch die beiden Fälle wird die Schwierigkeit deutlich, prospektiv eindeutige Empfehlungen für das Management von Pleuraempyemen zu geben. Invasive und nicht invasive Therapie führten hier zu guter Abheilung. Mit den Fallbeispielen wird gezeigt, dass auch ein tendentiell eher zurückhaltendes Vorgehen bei Pleuraempyemen im Kindesalter zu einem guten Outcome führen kann.